Marianne Schuhose: Lemminge und lange Wege – Skandinavientour 2001
17.08.
Ein
schöner Tag heute – wir starten endlich wieder in Richtung
Norden. Zwischenstation bei Hannelore und Paul in Bad Schwartau, dort
gemütlich, aber natürlich zu viel gegessen. Dann weiter,
gegen 17.00 Uhr kommen wir auf dem Campingplatz Klausdorf auf Fehmarn
an. Nachdem wir unseren Stellplatz bezogen haben, können wir
endlich in die Ostsee springen und ein erfrischendes Bad nehmen.
Anschließend gehen wir gemütlich essen und bummeln noch
ein wenig herum und warten auf Siegfried. Er hat sich über Handy
gemeldet, hat durch einen Stau auf der Autobahn viel Zeit verloren.
Als er schließlich eintrifft, nochmal in die Kneipe und ein
paar Bierchen zum Abschied.
18.08.
Eigentlich
haben wir ja Urlaub, aber trotzdem stehen wir bereits um 6.00 Uhr
auf, 7.00 Uhr sind wir vom Platz und 7.35 Uhr auf der Fähre nach
Dänemark. Die Ferien sind vorbei, die Saison auch und so ist
nichts mehr los. Normale Überfahrt, kommen in Dänemark gut
voran, sind schon gegen 11.00 Uhr auf der Fähre über den
Sund und 11.30 Uhr in Schweden. Nun erwartet uns die bekannte
Fahrerei – nicht umsonst rechnet man hier noch in
skandinavischen Meilen. Von
Helsingborg geht es auf der E 4 bis Värnamo, weiter auf der 127
über Sävsjö nach Vetlanda. Dort schieben wir uns für
die Nacht auf dem Campingplatz ein. Wir wollen uns hier in der Nähe
die Kleva – Gruva, ein altes Bergwerk, ansehen. Für heute
wäre es schon zu spät.
19.08.
Viel
zu früh erreichen wir den Parkplatz an dem Schaubergwerk –
so warten wir eben. Dann, 10.00 Uhr ist es soweit. Wir wechseln die
kurzen Hosen gegen lange aus und begeben uns in das Grubengelände.
Mit den Eintrittskarten erhalten wir Helme, Taschenlampen und ein
Faltblatt in deutsch. Dann sind wir uns selbst überlassen –
uns nur recht. Durch einen langen ehemaligen Wasserlösungsstollen
geht es in das Bergwerk. Es wurde 1691 aufgefahren, zunächst
wurden Kupfererze und ab 1839 bis 1920 hauptsächlich Nickelerze
abgebaut. Für mitteleuropäische Verhältnisse ist der
Führungsweg recht abenteuerlich. Der größte Teil ist
zwar beleuchtet und geebnet, aber in den für die Besucher
ebenfalls freigegebenen Nebenstrecken brennt kein Licht – daher
die Taschenlampen und der Boden besteht teilweise aus losem
Blockwerk. Aber gerade deshalb macht die Besichtigung viel Spaß
und wir verbringen viel Zeit damit. Beeindruckend sind die großen
Abbaue, die zum Teil bis an die Oberfläche reichen. Die
schwedischen Höhlenforscher nutzen die Grube als Trainingsobjekt
für Einseiltechnik. Doch dann geht die Fahrt weiter. Da es immer
noch sehr warm ist, haben wir wieder auf Hochsommer umgeschaltet und
die kurzen Hosen angezogen. Es geht zurück nach Vetlanda, von
dort auf der 31 über Nässjö nach Jonköping.
Weiter zunächst auf der 40 und der 48 nach Skövde, dann auf
der 201 bis Mariestad und schließlich auf der 64 –
Inlandsvägen – noch 30 km bis zum Campingplatz Arashult
südlich von Gullspang. Es ist weiter sehr warm, aber zum Glück
sind nur wenig Mücken aktiv. Ernst und ich machen mit
platzeigenen Fahrrädern noch eine kleine Tour zum Vänern,
Siegfried geht zu Fuß. Nach der doch recht langen Fahrt eine
Wohltat. Abends gönnen wir uns noch frisch geräucherten
Fisch und beobachten eine Schar Goldammern. In der Nacht beginnt es
zu regnen.
20.08.
Bei
Regenwetter geht es nun weiter. Wir machen noch einen Abstecher zu
einer Holzkirche aus dem 12. Jahrhundert bei S. Radaknapp
ostwärts von Gullspang. Leider sind wir wieder zu früh
dran, die Kirche wird erst ab 11.00 Uhr geöffnet, so können
wir sie nur von außen ansehen. So fahren wir wieder zum
Inlandsvägen zurück, Dauerregen. Er bleibt uns auch fast
den ganzen Tag treu, über bekannte Strecken geht es auf der 64
über Kristinehamn, Filipstad und Vansbro nach Mora am Siljansee.
Von dort dann auf der 45 immer auf dem Inlandsväg über Sveg
bis zum Rastplatz am Hoan bei Särna kurz vor Ytterhogdal. Da
dieser doch recht verdreckt ist, folgen wir einer Empfehlung Holgers
und versuchen, an einer Nebenstraße einen besseren Platz zu
finden, aber für zwei Fahrzeuge reicht es nirgends und so landen
wir doch wieder auf dem Rastplatz. Für eine Nacht muss es eben
gehen. In der Nacht hört der Regen dann endlich mal auf.
21.08.
6.00
Uhr stehen wir auf, frühstücken und fahren los. Es ist warm
und trocken. Immer dem Inlandsväg (45) folgend geht es weiter
über Östersund und Strömsund. Gegen Mittag erreichen
wir einen Rastplatz direkt vor Hoting. Purer Luxus – beheizter
Aufenthaltsraum. und fließend warm Wasser. Auf dem Parkplatz
werden zwei Fahrzeuge aus Russland und deren Insassen eingehend von
der schwedischen Polizei überprüft. Scheint aber alles in
Ordnung zu sein. Wir fahren weiter, Dorotea, Vilhelmina, Storuman und
Arvidsjaur werden passiert. Wenn man in diesem Land voran kommen
will, muss man halt fahren, fahren. Ab 15.00 Uhr sehr starke
Regengüsse, auf den Straßen große und teilweise auch
recht tiefe Pfützen. Über Moskosel geht es nun noch bis zum
Piteälv. Dort verlassen wir die Straße und fahren noch 16
km über Schotterpisten zum Trollforsen und schieben uns für
die Nacht für 25 Kronen (5,00 DM) ein. Unsere Standheizung hat
wohl das viele Wasser nicht vertragen und ist abgesoffen. So sitzen
wir in Siegfrieds angenehm beheiztem Wohnmobil den Abend bei
Container – Rotwein zusammen und erholen uns von der langen und
anstrengenden Fahrt.
22.08.
Ich wache zeitig auf – bestes Wetter. Auf dem Fluss noch Nebel, aber
sonst Sonne! Gegen 8.00 Uhr, wir sitzen noch beim Frühstück, löst sich der Nebel
auf. Wir haben es heute nicht mehr weit, so machen wir noch einen kleinen
Spaziergang und sehen uns die Stromschnellen des Piteälv an.
Siegried fotografiert, Ernst filmt und ich esse tüchtig Blaubeeren. Erst gegen
11.00 Uhr fahren wir weiter nach Jokkmokk. Unterwegs wird Siegfried der Sprit
knapp, so kippt er die „großzügig“ bemessene Reserve von 5 Litern Diesel in den
Tank. Nun, es hat bis zur Tankstelle in Jokkmokk gereicht. Im Ort im ICA Rajden
Supermarkt noch eingekauft, am Parkplatz am Stausee Mittagspause. Anschließend
die restlichen 120 km bis zum Flugplatz vor Kvikkjokk gefahren. Einzige
Möglichkeit für einen Flug ist am nächsten Tag 13.00 Uhr. Wir brauchen einen
Hubschrauber für uns allein, mit anderen Leuten zusammen wird das Gewicht zu
hoch. Der Angestellte an der Rezeption sagt freundlich grinsend zu Siegfried:
„Du bist zu schwer!“ Müssen wir uns mit dem Packen morgen eben etwas beeilen.
Wir fahren noch auf den Parkplatz in Kvikkjokk und entdecken dort Holgers Auto,
er ist wohl noch im Busch. Dann geht es zurück auf den Campingplatz Arrenjarka.
Wir richten uns auf den gewohnten Stellplätzen am Sagatsee ein und genießen
erstmal ausgiebig die Sauna. Ein gutes Abendessen und ein Lagerfeuer runden den
Tag ab.
Abendlicht
am Sagat
23.08. Wieder
herrliches Wetter. In Ruhe gefrühstückt – noch mal so
richtig mit Honig und Marmelade – dann geht es ans Packen. Aber
dank unserer Erfahrung sind die Rucksäcke schon gegen 11.00 Uhr
fertig. Ernst und ich haben jeder so um die 20 Kilo, Siegfried
reichlich mehr, zusammen gebracht. Wir fahren zunächst zum
Flugplatz, ich bleibe mit dem Gepäck gleich dort. Die Männer
bringen die Autos nach Kvikkjokk auf den Parkplatz und kommen zu Fuß
zurück. Wir warten im Sonnenschein – es ist viel zu warm
für die Jahreszeit – auf „unsere“ Maschine.
Zwischendurch noch Mittagessen mit zwei Scheiben Fladenbrot mit Wurst
und Käse und einem hart gekochten Ei. Pünktlich um 13.00
Uhr geht es dann los. Ernst und ich sind im vorigen Jahr bereits mit
dem Piloten und diesem Hubschrauber geflogen. Als Neuling darf
Siegfried vorn neben dem Piloten sitzen. Bei diesen
Sichtverhältnissen ist der Flug ein Hochgenuss! Erst zieht
Kvikkjokk unter uns durch, dann folgen wir dem Taradal in Richtung
Nordnordwest bis zu einem großen See, dem Virihaure. Der Pilot
spielt nebenbei noch den Fremdenführer und erklärt die
Landschaft. Fotoapparate und Videokamera kommen nicht zur Ruhe.
Unter
uns das Taradal
Nach einer guten halben Stunde landen wir am Ufer
des Virihaure in Staloluokta, einer Siedlung der Samen. Wir steigen aus, das
Gepäck wird ausgeladen, Passagiere und Ladung für den Rückflug aufgenommen und
der Hubschrauber ist nach wenigen Minuten verschwunden. Wir nehmen die
Rucksäcke auf – wie immer am
Anfang verdammt schwer – und machen uns auf den Weg. Es ist auch
hier oben noch sehr warm. Immer mit Blick auf den Virihaure geht es
auf dem Padjelantaleden steil bergauf und ab quer über eine
Landzunge hinweg in Richtung Arasluokta, einer weiteren
Samensiedlung. Gegen 17.00 Uhr machen wir etwa 1 Stunde vor Arasluokta Schluss und bauen
unsere Zelte etwas abseits des Wanderwegs an einer Stelle mit sehr schöner
Aussicht auf. Wie immer dauert das Einrichten beim ersten Mal etwas länger, aber
bei diesem Superwetter ist das kein Problem. Gegen Abend wird es etwas kühler,
sehr angenehm. Gutes Abendbrot, gegen 20.00 Uhr Schnapstime und ein herrlicher,
farbenprächtiger Sonnenuntergang. 21.00 Uhr liegen wir in den
Schlafsäcken.
Blick
auf den Virihaure
24.08.
Die Sonne weckt uns, die Zelte sind nass vom Tau. Wir
genießen Kaffee und Müsli in aller Ruhe, es dauert eine Weile, bis die Zelte
trocken sind. Aber dann geht es weiter. Bald erreichen wir die Brücke über den
Arrasjakka und gehen auf dem Pfad oberhalb am Hang an Arrasluokta mit seiner
Kirche in Form einer Samenkota vorbei. Nochmals
ermüdend bergauf und bergab, dann haben wir gegen Mittag die Hängebrücke über
den breiten Miellätno erreicht. Hier machen wir ausgiebig Mittagspause, kühlen
die Füße im Fluss und trocknen die Sümpfe. Der Padjelantaleden ist doch recht
häufig begangen und so treffen wir immer wieder auf andere Leute. Nach derPause geht es
ständig bergauf zum Parka. Rund 400 Höhenmeter sind zu überwinden. Unterwegs
sehen wir immer wieder Lemminge. Wir gehen noch ein Stück weiter, vorbei an
einem wie ein Kamel geformten Felsen bis an den Rand der Hochfläche. Dort
schlagen wir gegen 17.00 Uhr abseits des Weges unser Lager auf. Die Lemminge
kommen dicht an die Zelte und lassen sich nicht stören. Wenn man sich halbwegs
ruhig verhält, kann man sie gut beim Fressen beobachten. Von den Zelten haben
wir einen weiten Blick hinüber zum Kisuris und Lautak, zwei markanten Bergen.
Zum Abendbrot die bewährte Mehrkorngrütze mit Schwärchenwurst. Bis Einbruch der
Dunkelheit laufen wir noch etwas im Gelände herum, so ohne die schweren
Rucksäcke ist das eine Erholung.
Das Lautakmassiv
25.08.
9.15 Uhr brechen wir auf. Schon jetzt ist es recht warm.
Hier verlassen wir nun den Padjelantaleden und gehen weglos unterhalb der
Steilhänge des Mattaive in südostwärtiger Richtung.
Mittags erreichen
wir die Grenze des Sarek – Nationalparks und halten eine lange
Rast. Immer wieder müssen wir größere und kleinere
versumpfte Flächen queren, bei der Hitze und mit den schweren
Rucksäcken nicht gerade ein Vergnügen. So sind wir am
späten Nachmittag doch recht ausgepumpt und die Pausen mehren
sich. Bei der letzten dieser Rasten gibt uns dann ein Hermelin in
seinem braunen Sommerfell eine Sondervorstellung, wir können dem
Tier eine ganze Weile zusehen. In einem atemberaubenden Tempo saust
es zwischen und über den Steinblöcken hindurch, es macht
wohl Jagd auf Lemminge. Nach einem kurzen Anstieg finden wir endlich
eine Biwakmöglichkeit und schlagen die Zelte neben einem kleinen
Tümpel auf. Siegfried sucht sich eine Bademöglichkeit und
wäscht sich in dem doch recht kalten Wasser – wir sind dazu
zu faul. Immer wieder tauchen ein paar Rentiere in der Nähe auf.
Nach dem Abendessen laufen wir noch ein wenig herum, Siegfried und
Ernst steigen noch auf den Felsgrat des Unna Paravatj hinauf und
sehen sich von dort oben die Sumpfgebiete im Tal des Miellätno
an, die Ernst und ich im vorigen Jahr durchquert haben. Pünktlich
zur Schnapstime sind sie jedoch wieder im Lager. Ein wenig sitzen wir
noch zusammen, dann kriechen wir müde von der anstrengenden Tour
in die Schlafsäcke.
26.08.
Wir brechen zeitig auf. Siegfried
ist immer sehr früh wach, ausgeschlafen und unternehmungslustig. Nun ja, er ist
schließlich auch fast dreißig Jahre jünger als wir alten Krauter. Wieder führt
uns der Weg durch versumpftes Gelände, das stark an Reisfelder erinnert. Dann
geht es wieder hinauf. Über den Hang des Njake kommen wir schließlich in die
Nasavagge, ein Tal mit einem sichelförmigen See, das in 940 m Höhe den
Bergrücken durchzieht. Es wird windig und rasch ziehen Wolken auf. Das Wetter
wird
wohl umschlagen. An einer halbwegs windgeschützten
Stelle am Seeufer halten wir zwischen Gletscheranemonen
und Lemmingkötteln Mittagsrast. Das Kaffeewasser
liefert der See. Aber es ist doch kühl geworden und so
gehen wir bald weiter. Hin und wieder nieselt es. Am Ende des gut anderthalb
Kilometer langen Sees müssen wir einen schon recht verfallenen
Rentierzaun überwinden. Dann geht es hinab in die Kuopervagge,
ein großes Tal. Ernst filmt viel, dabei muss er viel
voraus gehen oder wieder hinter uns her laufen. Von hier oben haben
wir den mäandrierenden Kuoperjakka gut im Blick. Der Abstieg
ist recht steil, aber nicht schwierig. Als wir unten sind, beginnt es zu regnen, wir
schaffen es gerade noch, die Zelte halbwegs trocken auf zu bauen. Wir verziehen
uns in die Zelte und schlafen erstmal eine Runde. Später im Zelt gekocht.
Schnapstime bei Siegfried im Zelt. Er hat ein Drei – Mann – Zelt für sich allein
und somit jede Menge Platz, aber auch ein höheres Gewicht zu schleppen. Dagegen
ist unsere Hütte klein und flach, steht aber bei dem Wind wesentlich ruhiger. Es
regnet und stürmt die ganze Nacht. Kuopervagge
27.08.
An
ein Weitergehen ist nicht zu denken. Es regnet wie aus Eimern und
stürmt dazu. Kurzer Kontakt mit Siegfried – wir warten erst
mal ab, bleiben in den Schlafsäcken und pennen weiter.
Mittagessen im Schlafsack. Endlich, gegen 17.00 Uhr, hört der
Regen mal auf. Wir ziehen uns an und laufen etwas herum. Gut, dass
wir unsere Plätze sorgfältig ausgewählt haben, überall
kommen jetzt kleinere und größere Bäche von den
Hängen herunter. Nach dem langen Liegen tut die Bewegung gut.
Zum Abendessen „nur“ Flädlessuppe aus der Tüte
und „Lappenpappe“ – Fladenbrot. Nach der Schnapstime
beginnt es wieder heftig zu regnen – also weiterpennen.
Erstaunlich, wie lange man hier schlafen kann.
28.08.
Es
regnet nicht mehr, aber der Wind ist immer noch sehr heftig und macht
uns beim Abbau der Zelte ganz schön zu schaffen. Ernst hilft
Siegfried bei seinem großen Zelt. Wir ziehen in der Kuopervagge
talauf. Der Weg ist nicht schwierig, nur viele Sumpfstellen und
Schotterfelder sind zu überwinden. Weiter oben, kurz vor der
Wasserscheide, steht noch ein Zelt recht ausgesetzt im Wind. Immer
wieder können wir die Gletscher in den Seitentälern sehen.
Das Durchwaten ihrer Abflüsse ist meist recht schwierig, durch
das vom Gletscherschliff trübe Wasser können wir nicht
sehen, wo wir hintreten. Meist geht Ernst zuerst und sucht eine Furt.
Dank der Gummistiefel und der Regenhosen bleiben wir sogar bei
knietiefem Wasser trocken. Die reißende Strömung presst
die Regenhosen so dicht an die Stiefelschäfte, dass das Wasser
nicht eindringen kann. Nach dem Zufluss vom Vattendelerglaciaren geht
es nun wieder bergab. Der Abfluss des Gletschers fließt hier
zum Teil in westlicher und zu Teil in ostwärtiger Richtung zum
Rappadalen ab. Wir steigen über die Ausläufer der
Kuoperskaite hinüber in die Alkavagge, ebenfalls ein großes
Tal. Hier an der Alkanjärme haben die Gletscherabflüsse
eine wüste Schotterfläche mit unzähligen Wasserläufen
ausgebildet. Auf
Höhe der Wasserscheide machen wir Mittagspause. Dabei
überraschen wir einen Falken, als er auffliegen will, treibt
ihn der Sturm in nur einem Meter Entfernung an unseren Köpfen
vorbei, so dass wir uns in die Augen sehen können. Weiter unten
finden wir einen windgeschützten Platz für die Zelte und
machen für heute Schluss. Später sehen wir noch ein Zelt an
der Talseite gegenüber. Hier geht eine der Hauptrouten für
Sarekdurchquerung entlang, so ist hier doch etwas Betrieb. Gegen
Abend beginnt es wieder heftiger zu regnen.
29.08.
Stehen sehr spät auf, in der Hoffnung, dass der Regen
aufhört. Aber es regnet weiter und so gehen wir unter vollem Regenzeug los. Das
Wasser quillt aus allen Löcher, aber wir kommen gut voran. Wir wissen aus
Erfahrung, dass der Alkajakka weiter unten im Tal manchmal sehr tief und reißend
sein kann. So durchwaten wir den Fluss, der hier noch Kalmejakka heißt, bereits
weiter oben an einer breiten und flachen Stelle, bevor er durch die seitlichen
Zuflüsse bei dem vielen Regen zu schwierig wird. Auf der anderen Seite geht es
dann flott über manchmal nur leicht versumpfte Grasflächen talab.
Weiter unten
wird das Tal so sumpfig, dass wir seitlich in den Hang ausweichen müssen. Durch
übermannshohes Weidengestrüpp gilt es einen gangbaren Weg zu finden, aber es
gelingt gut, scheinbar geht die Spur eines längst vergessenen Samenpfades hier
hindurch. Noch über ein paar Schotterhügel und wir haben die Klamm des
Naiterieppjakkatj erreicht. Nach einigem Suchen finden wir eine Stelle, an der
wir in die Klamm hinab steigen können und wo wir den Fluss trotz der starken
Strömung durchwaten können. Es ist aber nicht einfach und so hilft mir Ernst
hinüber. Das Wasser reichte mir bis an die Oberschenkel, das war für mich die
äußerste Grenze des Machbaren. Auf dem anderen Ufer finden wir dann recht bald
einen guten und geschützten Platz für die Zelte. Abends treiben wir uns noch
eine Weile an der Klamm herum und sehen uns alles an. Siegfried steigt noch
höher hinauf, um einen Weg für morgen auf diesem Ufer suchen. Aber auf dieser
Seite wird es wohl zu schwierig, wir müssen den Naiterieppjakka nochmal
durchwaten
Alkavagge
30.08.
Es ist recht
diesig heute morgen, die Wolken hängen recht tief. Wir machen uns wieder auf den
Weg, wir wollen über den Pass in der Naiterieppvagge zur Sarvesvagge hinüber.
Zunächst suchen wir uns eine etwas ungefährlichere Stelle zum Durchwaten des
Naiterieppjakkatj. Klappt auch ganz gut. Auf der anderen Seite treffen wir einen
Deutschen und einen Schweden, der Deutsche ist gerade dabei seine Füße mit
langen Streifen Leukoplast zu verpflastern. Sie wollen nicht über den Pass, sie
halten den Weg bei diesen Sichtverhältnissen für zu gefährlich. Nun, Ernst und
ich gehen nicht das erste Mal hinüber und kennen den Weg recht gut. Zunächst
geht es dicht an der Klamm über einen abschüssigen Rasenhang hinauf – ein
Ausrutscher würde sicher im Wasser der Klamm enden. Also aufpassen, wo man
hintritt. Weiter oben gehen wir dann nur noch über nicht endenwollende Block-
und Geröllfelder. Je höher wir kommen, desto kälter wird es. Die Wolken heben
sich und die Sicht ist recht gut. Leider liegt in diesem Jahr auf der Westseite
des Passes kein Schnee mehr, so dass wir bis über die Wasser- scheide hinüber
durch zum Teil recht grobes Blockwerk steigen müssen. Zu unserer Erleichterung
ist aber auf der Ostseite des Passes noch ein großes Schneefeld vorhanden, so
dass wir recht flott weiterkommen. Der Schnee und das darunter liegende Eis sind
bei dem warmen Wetter recht weich und die Schuhsohlen greifen gut. Schon von
hier aus entdecken wir unter uns in der Sarvesvagge eine Anzahl roter Punkte.
Ein Blick durchs Fernglas löst das Rätsel – dort unten steht ein ganzes
Zeltlager! Wir sind gespannt, was sich dort wohl für eine Truppe niedergelassen
hat. So etwas hatten wir hier noch nie erlebt.
Blick in die
Sarvesvagge
Unterhalb
des Schneefeldes halten wir Mittagsrast. Wir können von hier aus
erkennen, dass dort unten sechs rote und zwei grüne Zelte
stehen. Menschen zeigen sich nicht. Nach der Pause gehen wir weiter
und durchwaten an einer sehr breiten und flachen Stelle den
Sarvesjakka. Dann kommen wir unmittelbar an den Zelten vorbei und
sehen eine Frau, die wohl als Lagerwache bei den Zelten geblieben
ist. Kurz darauf müssen wir den vom Nuortap Luottojekna
herabkommenden Gletscherfluss queren. Er führt viel Wasser und
ist sehr reißend. So suchen wir uns eine Stelle auf seinem
Schuttkegel, wo er sich in mehrere Arme aufteilt und kommen dort auch
gut hinüber. Das in der Karte unten vor der Einmündung in
den Sarvesjakka eingezeichnete Delta gibt es nicht mehr, dort ist ein
Durchwaten doch recht gefährlich. Hier können die Flüsse
noch ungebändigt fließen.Wir
gehen noch bis kurz unterhalb des Kataraktes des Sarvesjakka und
bauen dort an einer uns schon lange bekannten Stelle unser Lager auf.
Abends treiben wir uns noch am Katarakt herum – hier wir der
ganze Fluss durch eine nur einen Meter breite Passage zwischen den
Felsen hindurch gezwängt und erhalten später noch Besuch
von einigen Rentieren. Die Tiere ziehen wenige Meter an uns und
unseren Zelten vorbei. Wir können endlich mal wieder draußen
kochen und essen.
31.08.
Das
Wetter ist freundlich, nur gut so, müssen wir doch heute in der
Sarvesvagge noch große Weidensümpfe durchwandern.
Wir sind diesen Weg schon mehrfach gegangen, aber diesmal hat der
Fluss einen Teil des Pfades – auch nur ein besserer Elchwechsel
– am Ufer weggerissen und wir müssen hoch in den Hang durch
die Weiden ausweichen. Dieser Pfad ist eine Tortur. Der Untergrund
ist weich und matschig, dazu muss man sich noch durch die hohen
Weidenbüsche zwängen und bleibt dabei immer wieder mit den
Füßen oder dem Gepäck an den Ästen hängen.
Später müssen wir dann wieder herunter zum Fluss und können
z.T. im alten Flussbett laufen. Unterwegs können wir zwei
Rentiere beim Durchwaten des Sarvesjakka beobachten – ganz schön
tief der Fluss – wir hätten sicher Schwierigkeiten
bekommen. Doch die Tiere klettern einfach die Böschung am
anderen Ufer hinauf, wobei eins ins Straucheln kommt und erstmal auf
die Knie geht, schütteln sich das Wasser aus dem Pelz – und
das wars denn auch. Man könnte direkt neidisch werden. An
der Naitevalta rasten wir am Fluss, machen Mittagspause und erholen
uns etwas von der „Dschungelei“. Dann geht hinauf über
hügeliges Gelände in die Naitevagge. Knapp oberhalb der
Einmündung der Lullihavagge durchwaten wir den Naitejakka dicht
unter einem Wasserfall und steigen, zum Teil recht steil, am
ostwärtigen Ufer in die Naitevagge hinauf. Der Weg hier ist weit
besser als der auf der westlichen Seite, bei weitem nicht so
versumpft und an nicht so steilen Hängen. Leider regnet es immer
wieder mal, aber noch können wir ohne Regenzeug gehen. Es sind
immer nur leichte und kurze Schauer. Recht
weit oben finden wir dann auch gute Plätze für die Zelte
und schlagen unser Lager auf. Von hier oben können wir bis ins
Rappadalen hinab sehen. Ernst kraxelt noch in Tevasandalen bis zur
Felskante des Berges über uns hinauf, Siegfried muss sein Zelt
vor einem neugierigen Rentier bewachen. Leider verschlechtert sich
das Wetter wieder, wir müssen im Zelt kochen – es regnet,
regnet.
01.09.
Wir
stehen spät auf, noch immer regnet es. Zu unserem Erstaunen
haben wir einen Lemming im Zelt, er scheint sich bei uns wohl zu
fühlen und frisst das trockene Gras. Auch unser Kochen und das
anschließende das Packen im Zelt beeindrucken ihn fast nicht. Als wir das Zelt abbauen, flüchtet er
unter einen Rucksack und als wir diesen dann aufnehmen, sitzt noch ein weiterer
Lemming darunter – bei dem Wetter suchen selbst die Lemminge Asyl. Zunächst
steigen wir wieder zum Fluss hinunter und am anderen Ufer über Blockfelder
wieder hinauf zur Hochfläche der Luottolaka. Das Wetter wird immer übler, hier
oben kommt zu dem Regen auch noch ein ausgewachsener Sturm. Bei besonders
heftigen Böen müssen wir stehen bleiben, um auf und zwischen dem Blockwerk nicht
das Gleichgewicht zu verlieren. Ich bin froh, dass ich außer meinem Bergstock
noch einen Skistock mithabe, er hat sich bisher schon bei Steigungen und
Flussquerungen sehr bewährt, hier hilft er mir bei den Windstößen das
Gleichgewicht zu halten.
Ein
Gast im Zelt
Luottolaka
Ernst schimpft zwar auch über das Wetter, geht
aber selbst bei den Sturmböen weiter, er scheint sich auf dem Blockwerk sehr
wohl zu fühlen und muss oft auf uns warten. Seine Videokamera verweigert ob der
Nässe den Dienst. Auch hier oben sind die die Seen übervoll und die Zuflüsse zum
Palkatjakka machen uns zu schaffen. Schließlich haben wir den
Abstieg von der Hochfläche erreicht und steigen steil neben dem Wasserfall des
Palkatjakka ab. Hier unten lässt zwar der Wind etwas nach, aber es regnet mehr
oder weniger weiter. Wir stellen die Zelte auf, wir unser Zelt auf einem von uns
schon mehrfach genutzten Platz. Auf diesem haben wir auch bei starkem Regen in
der Vergangenheit nie Schwierigkeiten gehabt. Aber in der Nacht fließt plötzlich
ein Bach ins Zelt und wir müssen mit Siegfrieds Hilfe im Morgengrauen auf einen
trockeneren Platz umziehen. Hier sind wir zwar nicht mehr so windgeschützt und
kriegen die Böen seitlich aufs Zelt, aber es steht hervorragend – dafür nehmen
wir die Verrenkungen beim Aus – und Anziehen gern in Kauf. Das Handy war doch
recht nass geworden, funktioniert aber nach der Trocknung im Schlafsack wieder.
Aber was solls, hier haben wir ohnehin keine Verbindung. Es schüttet die ganze
Zeit wie aus Eimern.
02.09.
Heute
hat Siegfried Besuch von einem Lemming im Zelt. Es regnet weiter
recht heftig, so bleiben wir stehen und warten ab. Noch haben wir
genügend Zeit und Verpflegung, so verdröseln wir den Tag im
Zelt. Gegen Abend lässt der Regen endlich nach, wir können
raus und uns die Füße vertreten. Die Luft ist erfüllt
vom Dröhnen des Wasserfalls und vom Rauschen des Palkatjakka.
Schnapstime in Siegfrieds Zelt. Eine plötzliche heftige Sturmböe
reißt einen Hering aus dem Boden, Ernst kann gerade noch
zupacken und das Zelt am Wegfliegen hindern. Wir sichern das Zelt nun
noch zusätzlich mit großen Steinen auf den Heringen. Es
flattert und knattert zwar noch immer im Wind, aber es hält.
Außerdem leiten wir den kleinen Bach, der uns überrascht
hatte, noch etwas um, damit Siegfrieds Zelt verschont wird. Die Nacht
ist recht unruhig.
03.09.
Es
regnet weniger heftig, mehr nur noch ein Nebelnässen. Wir brechen auf. Steil
geht es durch Schrofengelände auf die Schulter des Lametjakka. Bei der Nässe ist
hier besondere Vorsicht geboten, der Hang ist sehr steil und der Boden besteht
aus Steingrus mit Grasflecken. Dazwischen Felsnasen und Klippen. Aber wir
steigen ruhig und bedachtsam, helfen uns gegenseitig über schwierige Stellen
hinweg und schaffen es so ohne Zwischenfälle. Es darf einfach nichts passieren,
sind es doch bis zum nächsten Telefon noch 3 Tage. Ein Handy ist hier nutzlos,
es gibt kein Netz in dieser Abgeschiedenheit. Oben geraten wir in die Wolken, es
weht und nieselt. Die Sichtweite beträgt manchmal nur 20 Meter. Wir kennen alle
die Strecke und so führt meistens Siegfried. Er hat wohl Bedenken, dass Ernst
sonst wieder den kürzesten Weg über die groben Blockfelder an der Bergseite der
Schulter geht und hält sich mehr an der Kante der Terasse zur Talseite. Aber
auch hier sind Blockfelder zu überschreiten, die Steine sind bei Nässe
teilweise recht glatt und so kommen wir nur langsam voran. Siegfried
ist oft weit voraus und muss häufig warten. Kurz vor dem Abstieg
in die Klamm des Ruopsokjakka heben sich die Wolken und wir können
in die Natjosvagge hinabsehen. Es gibt hier oben nur eine Stelle, wo
man in die tief eingeschnittene Klamm absteigen kann und wo man auf
der anderen Seite auch wieder herauskommt. Unten in der Klamm machen
wir Mittagspause. Auch der Ruopsokjakka führt viel Wasser, wir
können ihn aber an dieser Stelle gut durchwaten. Dann geht es
hinauf in das Kar zwischen der Tjeura und dem Säkok. Lange
suchen wir nach unserem gewohnten Biwakplatz, können ihn aber
nicht finden. Wir haben aber Glück und entdecken sehr schöne
windgeschützte Plätze für die Zelte und bauen auf. Der
Wind ist so ekelhaft, dass wir heute auf weiter Ausflüge
verzichten. Nur Siegfried läuft noch bis zu dem Felsbuckel über
dem Tal. Wir sehen noch zwei Leute, die in einiger Entfernung in
Richtung Säkok gehen. Diese Nacht können wir ruhig
schlafen, aber natürlich regnet es wieder.
04.09.
Packen
im Nieselregen. Das Regenzeug ist schon zur Gewohnheit geworden. Auch
wir folgen diesmal der Pfadspur und gehen auf ihr durch hügeliges
Gelände zum Säkok. Die Sicht ist miserabel -“ hier
sehen sie, dass sie nichts sehen -. Noch vor dem Säkok entdecken
wir zwei Leute vor uns und holen sie beim Abstieg am Schneefeld des
Säkokvorgipfels ein. Ein älterer und ein jüngerer
Deutscher. Sie wollen ebenfalls hinunter zum Samevista. Haben von
dem Wetter die Nase voll, aber auch schon eine lange Tour hinter
sich. Wir gehen schneller und lassen sie so hinter uns zurück.
Von der Tjeura und dem Tjeurajaure ist nichts zu sehen. Auch im
Abstieg bleiben wir in den Wolken, es nieselt mehr oder weniger
heftig. Nach der Querung des Abflusses des Sees machen wir
Mittagspause. Danach geht es hinunter zum Säkokjakka. Die sonst
hier gewohnte Schneebrücke finden wir nicht mehr vor. So müssen
wir den Fluss durchwaten, geht aber besser als befürchtet. Auf
dem ostwärtigen Ufer gönnen wir uns im Regen noch mal eine
Pause. Die beiden anderen Deutschen holen uns ein. Sie sind über
die Reste einer Schneebrücke weiter oberhalb über den Fluss
gelangt. Ernst geht natürlich los und sieht sich die Sache an.
Kopfschüttelnd kommt er wieder und meint, da wäre er nicht
drüber gegangen, das wär ihm doch zu riskant gewesen. Nun
machen die beiden anderen Pause, wir gehen weiter. Die Sicht ist
immer noch miserabel, wir hangeln uns auf dem Pfad von Steinmann zu
Steinmann voran. Bei dem Wetter gleicht der Pfad vielfach einem
Schlammgraben und nimmt und nimmt kein Ende. Nur manchmal kann man
andeutungsweise die Wasserflächen in den Pareksümpfen unter
uns erkennen.Weiter
unten fliegen dann immer wieder Schneehühner aus dem
Weidengebüschen auf, wenn wir näher kommen. Dort wird dann
auch die Sicht besser. Endlich haben wir es geschafft und schlagen
unser Biwak am Samevista auf. Es hat aufgehört zu regnen und so
können wir noch etwas herumlaufen und sogar endlich mal die
Schlafsäcke lüften. Kochen und essen draußen, mal
nicht im Liegen im Zelt. Ich suche noch ein paar Blaubeeren, aber es
gibt nur wenige und sie sind klein und sauer. Ein paar Rentiere
streifen umher.Aber
alles ist doch noch sehr nass, der am Biwakplatz vorbei führende
Arm des Kaskakorsajakkatj führt viel Wasser. Etwa anderthalb
Stunden nach uns kommen auch die zwei Deutschen an und schlagen ihr
Lagerin
einiger Entfernung von uns auf. Morgen wollen wir bis nach Kvikkjokk
hinunter.
05.09.
Langsam
setzt die Herbstfärbung ein. Zum letzten Mal werden die
Rucksäcke gepackt. Es herrscht richtiges Abschiedswetter –
wie fast immer am letzten Tag. Die Sonne scheint, die Berge um uns
herum sind zu sehen, ist ja gut, Sarek, wir kommen auch ohne diese
Vorstellung wieder! Aber schon auf dem Weg durch die Sümpfe
trübt es sich wieder ein.
Abschiedsvorstellung
Zunächst
durch teilweise schon recht bunte Birkenwälder, weiter unten
auch durch Nadelwälder, geht es weiter. Ab und zu rasten wir
etwas. Bei der Mittagspause am Stuor Tata können wir aus
kürzester Entfernung ein Hermelin längere Zeit beobachten.
Stuor
Tata
Es ist neugierig und pirscht sich immer wieder bis auf etwa zwei
Meter an uns heran. Dann geht es weiter. Endlich erreichen wir den
Kungsleden – müde stapfen wir ihn hinunter. Nun, wir haben
einen besonderen Grund, soweit zu gehen. Ernst und ich wissen, dass
Siegfrieds Frau Marita ihn unten auf dem Parkplatz erwartet.
Normalerweise schieben wir immer noch eine Übernachtung auf
diesem Weg ein. Der ganze Freundeskreis war eingeweiht, nur Siegfried
weiß nichts davon, alle haben dichtgehalten. Etwa 20 Minuten
vor dem Parkplatz verkrümelt sich Ernst und versucht, Marita
über das Handy zu erreichen, selbst hier besteht noch keine
Verbindung. Wie die Frau aufmerksam machen? Als wir auf den Parkplatz
kommen, pfeift Ernst laut aber falsch das Harzer Köhlerlied.
Marita kriegt es tatsächlich mit und kommt hinter dem Wohnmobil
hervor. Siegfried fallen bald die Augen aus dem Kopf. „Was habt
Ihr da wieder eingefädelt“ faucht er uns an – wir
können doch gar nichts dafür.
Nun,
die Überraschung ist gelungen. 36 Stunden hat Marita für
die Fahrt mit Bahn und Bus von Goslar nach Kvikkjokk gebraucht. Wir
fahren zum Campingplatz nach Arrenjarka und sitzen am Abend nach der
Sauna noch lange zusammen. Über Handy erreicht und die
Nachricht, dass unser Sohn sein Diplom mit 1 hinter sich gebracht
hat.
06.09.
Nach
dem Frühstück ist Auspacken und Aufräumen angesagt.
Das Wetter spielt auch mit, wir können die Zelte trocknen und
die Schlafsäcke lange lüften. Dann wird alles verpackt und
in den Autos verstaut. Ernst hat morgens über Handy Holger, der
sich auch noch irgendwo hier herumtreibt, davon verständigt,
dass wir wieder „draußen“ sind. Gegen Mittag taucht
er zu unserer Überraschung in Begleitung von Manfred aus Kiel
bei uns auf. Sie haben sich zufällig in der Nähe von
Arvidsjaur getroffen und waren zuletzt zusammen im Muddus –
Nationalpark. Am Nachmittag gehe ich mit Marita noch tüchtig
Preiselbeeren sammeln. Abends gibt es wieder ein paar Regenschauer,
aber als alter Waldläufer bringt Ernst trotzdem ein vernünftiges
Lagerfeuer zustande und so sitzen wir noch länger vergnügt
zusammen.
07.09.
Heute
trennen wir uns, Marita und Siegfried haben noch eine Woche Zeit und
fahren Richtung Süden, auch Holger und Manfred verlassen den
Norden. Wir fahren zunächst zu einer alten Mühle und sehen
sie uns an. Dann geht es nach Jokkmokk, nochmal einkaufen und weiter
auf der 45 nordwärts. Unsere Mittagspause mach wir auf der
Dorfstelle Harspranget. Hier stand während der Bauzeit der
großen Staudämme und Kraftwerke am Luleälv ein ganzes
Dorf für die dort beschäftigten Arbeiter. Danach geht es
weiter, durch Gällivare, Svapavaara und Vitangi zum
Goldgräberlager in Lannavaara. Dort schieben wir uns für
die Nacht ein. Hier finden sich doch immer noch Amateure zum
Goldwaschen ein. Wir finden noch genügend Pilze für eine
Mahlzeit.
08.09.
Wir
fahren wieder zurück zur 45, die hier schon „Ishavedsleden“
– Eismeerstraße – heißt.In
Karesuanto geht es über den Muoniojoki hinüber nach
Finnland und nach kurzer Fahrt durch den „finnischen Daumen“
bei Kivilompolo nach Norwegen. Die Landschaft wir immer karger und
leerer. Fast nur Birkenwälder in herbstlicher Pracht begleiten
die Straße, ab und zu mal ein Fluss oder ein See, selten eine
Siedlung, kaum ein anderes Auto. Wir passieren Kautokeino und
Karasjok und fahren über Karigasniemi wieder nach Finnland
hinein. Auf diesen Strecken hat man den Eindruck, dass hier der
Begriff „Einsamkeit“ erfunden sein könnte. Nichts als
Birkenbusch. Erst als wir wieder tiefer kommen, tauchen wieder
Fichten und Kiefern auf. Wir schaffen es tatsächlich noch bis
Inari am gleichnamigen See, dem größten Finnlands und
übernachten auf dem Campinplatz.
09.09.
Hier
im Norden ist richtig gutes Wetter mit Sonnenschein und angenehmen
Temperaturen.Wir sehen uns etwas in Inari um und besuchen Siida –
Museum. Eine sehenswerte Sammlung über die vergangene und heutige samische
Kultur mit einem großen Freigelände. Im Gegensatz zu vielen schwedischen Museen
ist hier in Finnland selbst im September noch alles geöffnet. Mittags fahren wir
weiter über Kaamaneu und erst am Ufer des Inarisees, später am Tenojoki entlang. Kurz
vor Neiden passieren wir wieder einmal die finnisch – norwegische Grenze. Wir
fahren noch weiter bis Kirkenes. Dort ist aber kein Campinplatz mehr geöffnet,
so müssen wir am Neidenfjord entlang ein Stück zurück und bleiben als einzige
Gäste die Nacht auf dem Campingplatz oberhalb von Neiden. Leider streikt meine
Kamera, so dass ich nicht mehr fotografieren kann – schade -. Ernst hat nur
seine Videokamera mit.
Am
Inarisee
Irgendwo in Finnmarken
10.09.
Fahren
wieder nach Kirkenes und sehen uns am Hafen und in der Stadt um. Im
Hafen liegen rostbraune russische Frachter, man sollte nicht glauben,
dass sie noch seetüchtig sind, aber sie fahren noch. In der
Stadt selbst ist das Angebot in den Geschäften beeindruckend.
Vom Eismeer zieht kalter Nebel heran, der sich später aber
wieder auflöst. Anschließend besichtigen wir noch das
Grenseland – Museum mit sehr interessanten Ausstellungen zur
Geschichte des Landes hier. Die Straßenschilder sind
zweisprachig – norwegisch und russisch – beschriftet.
Danach geht dann am Neidenfjord zurück und am Varangerfjord
entlang durch meist sehr öde und felsige Landschaft bis Tanabru.
Dort verfahren wir uns leider. Eigentlich wollten wir über
Lakselv nach Alta fahren, erwischen aber durch die Ausschilderung „
Alta“ und „E 4“ die Strecke entlang des Tanaflusses
nach Süden. Leider merken wir es viel zu spät und so fahren
wir noch am Tana entlang bis Karasjok. Dort reicht es für heute
und wir bleiben für die Nacht auf dem Campingplatz. Von dem
höher gelegenen Platz aus können wir abends die Lichter der
Stadt unter uns sehen.
11.09.
Es
hat sich zugezogen und ist recht trübe. Trotzdem leuchten die
herbstlichen Farben der bunten Birkenwälder immer noch. Es geht
weiter in Richtung Schweden. In Kautokeino unterbrechen wir die
Fahrt und sehen uns zuerst in einer „Samesmide“ , wo sich
Ernst noch ein sehr schönes Samenmesser kauft, und später
in einem Kaufhaus für Silberschmuck um. Dann geht es weiter,
durch den finnischen Daumen nach Karesuando und hinüber nach
Schweden. Auf dem Rastplatz Ryssäjoki kurz hinter der Grenze
machen wir wieder Rast. Hier ist ein norwegisches Ehepaar dabei,
seine 18 Huskies nach einer Pause wieder in die Boxen im Auto und
Anhänger zu verladen. Die Hunde veranstalten ein
ohrenbetäubendes Geheul und Gebell. In Vitangi versuchen wir auf
den Campingplatz zu kommen, scheint nicht mehr in Betrieb zu sei, so
fahren wir weiter. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit finden wir kurz
vor Gällivare noch einen etwas abseits der Straße
gelegenen Rastplatz und schieben uns für die Nacht ein. Es
regnet schon wieder. Auch dieser Platz ist mit Toiletten und einer
Rasthütte ausgestattet.
12.09.
Auch
am Morgen regnet es noch, wir stehen relativ spät auf, dann geht
es aber weiter Richtung Süden. Wir überlegen, ob wir noch
zum Stora Sjöfallet fahren, aber wir sind knapp dran mit dem
Treibstoff und da es in Porjus keine Tankstelle gibt, müssen wir
nach Jokkmokk weiter. Von dort ist es uns zu weit, nochmal zurück
zu fahren und so geht es nach Arrenjarka. Regnet mal ausnahmsweise
nicht. So gelingt es uns, am Nachmittag noch einige Kilo Preisebeeren
zu sammeln. Nachts dann aber wieder Regen.
13.09.
Weiter
nach Süden, aber der Regen bleibt uns treu. Wenn es schon so
viel Wasser gibt, wollen wir auch was davon haben. So verlassen wir
den Inlandsväg und fahren auf der 374 zum Storforsen, Schwedens
größten Wasserfall. Hier stürzt der Piteälv über
eine Stromschnelle hinab. Bei den Wassermassen ein beeindruckendes
Schauspiel. Hier ruft uns Holger über Handy an und berichtet von
dem Attentat am 11. September in den USA.
Wir
hatten zwar schon irgendetwas von einem Attentat auf den Titelseiten
der schwedischen Zeitungen gesehen, erfahren aber erst jetzt, was
sich wirklich ereignet hat. Aber was sollen wir machen? - Wir fahren
noch bis Vidse auf der 374 und biegen dort südlich auf eine
Nebenstraße ab. Sie ist zwar asphaltiert, aber die Straßendecke
ist in Schollen zerbrochen und teilweise abgesackt. Ernst gibt sich
Mühe, den tiefsten Wasserlöchern aus zu weichen. Wir sind
denn auch froh, als wir die 94 nach Arvidsjaur endlich erreichen. Auf
ihr fahren wir bis Arvidsjaur und dort wieder auf die 45. Es regnet,
regnet und regnet. Was soll man bei diesem Sauwetter machen –
also fahren wir fast ohne Pause. Am Abend geht es kurz hinter
Strömsund auf einen Rastplatz am Fluss. Hier finden wir noch
reichlich Preiselbeeren, aber der Regen lässt uns nicht viel
Zeit.
14.09.
Der
Fluss ist in der Nacht um 20 cm gestiegen und das Wasser kommt
langsam auf den Rastplatz. So geht es schon um 8.00 Uhr weiter.
Ernst hat dann doch keine Ruhe mehr. Ganz vorsichtig fahren wir durch
die tiefen Pfützen zur Ausfahrt des Parkplatzes. Regen, Regen.
Weiter geht es in Richtung Süden. Es ist Elchjagd – überall
hocken die Jäger mit ihren roten Kappen an den Straßen und
lauern, also Vorsicht. Unterwegs sieht dann auch Ernst neben der
Straße einen Elchbullen, später wechseln dann ein Bulle
und eine Kuh vor uns über die Straße. Vorbei an Östersund
geht es immer auf der 45 nach Süden. Ab und zu hört es mal
auf zu regnen, aber alles ist noch sehr nass, teilweise treten die
Flüsse über die Ufer und die Straßen gleichen
Seenplatten. Der Himmel wird etwas freundlicher, so lassen wir uns
verlocken und biegen in Asarna in südwestlicher Richtung auf die
316 ab und fahren über Klövsjö und Vemdalen zur 84 und
auf dieser bis Linsell. Kurz hinter Linsell in Richtung Sveg finden
wir etwas abseits der Straße an einer Badestelle einen Platz
für die Nacht. Auf einem Schild bittet die Gemeinde, die paar
Kronen Übernachtungsgebühren im Edekaladen in Linsell zu
bezahlen. Auch hier finden wir noch gut Preiselbeeren, mehr oder
weniger im Regen.
15.09.
Als wir am Morgen nach Linsell
kommen, ist der Laden natürlich zu. So fahren wir weiter auf einer Nebenstraße –
manchmal die reinste Achterbahn. Nach ein paar Kilometern nur noch nassgebundene
Decke. Es geht über Glöte und Slagavallen nach Sörvattnet. Dort kreuzen wir die
311 und fahren durch eine raue Landschaft vorbei am Langfjället nach Idre. Ab
und zu scheint heute sogar die Sonne. Von Idre fahren wir ein paar Kilometer auf
der 70 in Richtung Norwegen und biegen in eine schmale Nebenstraße in Richtung
Süden ein. Von nun an sind die Wegweiser handgeschnitzt und etwa 5 cm
hoch, also jedesmal anhalten. Aber sie weisen ohnehin nur zur
nächsten Hütte oder Hof. So gut wie kein Verkehr hier,
meist nur Schotterstraße. Vorbei am Mellre Fulusjön finden
wir den Weg nach Mörkret und fahren hinauf an den Rand des
Fulufjäll auf einen Parkplatz. Ein großes Touristenzentrum
ist hier im Bau. Zu Fuß geht es dann über Pfade und
Bohlwege zum Njupskärs – Wasserfall, mit einer Fallhöhe
von 125 m Schwedens höchster. Ganz schön Betrieb hier.
Leider regnet es immer wieder recht heftig, aber mit dem vielen
Wasser ist der Fall natürlich beeindruckend. Auf einem
Rundwanderweg geht es dann zurück zum Parkplatz. Wir fahren
zurück nach Mörkret und von dort nach Särna und über
die 70 nach Mora. Wir wollen dort auf einen Campinplatz und uns am
nächsten Tag etwas in Mora umsehen. Leider sind beide
Campingplätze in Mora ab 13.00 bzw. 15.00 Uhr geschlossen. Wir
versuchen es noch beim nächsten Platz auf der Insel Söllerön
im Siljansee – das gleiche Spiel. Etwas unverständlich ist
das schon, kommen doch die meisten Camper erst abends. Wir fahren
weiter, über die 64 schaffen wir es noch bis zum Badeplatz am
Bredreven südlich von Lesjöfors. Hier bleiben wir für
die Nacht. Zwei Wohnwagen stehen hier, aber sonst ist Ruhe. Auch hier
sehr hohe Wasserstände, der See ist über die Ufer getreten.
Wir finden noch zwei brauchbare Steinpilze.
16.09.
Ich
brauche etwas Erholung von der ewigen Fahrerei und überrede
Ernst, heute nur bis zum Campingplatz Arashult knapp südlich von
Gullspang zu fahren. Dort treffen wir gegen Mittag ein und werden
gleich freundlich begrüßt. Wir dürfen in einer der
Hütten sogar das Fernsehen nutzen und erhalten so erstmals
konkrete Informationen über das Attentat in den USA. Nachmittags
laufen wir dann noch etwas herum und finden noch Rotkappen und später
einige herrliche Steinpilze. Natürlich kommen auch die
platzeigenen Enten an den Wagen und verlangen lautstark und heftig
Futter.
17.09.
Es
ist trübe und windig, wir stehen in Ruhe auf, duschen und
leisten uns ein gutes Frühstück. Wir wollen ein – zwei
Tage an die schwedische Westküste und so fahren wir über
Halmstad nach Melbystranden. Dort sind aber alle Campingplätze
bereits seit dem 31.08. geschlossen. Außerdem ist wieder
Sauwetter, so fahren wir noch zur Fähre nach Helsingborg und ab
geht es durch Dänemark bei heftigem Verkehr nach Rödby und
weiter bis Klausdorf auf Fehmarn. Auch hier Regen. Wir bleiben eine
Nacht.
18.09.
Wir
besuchen noch Bernhard und Dagmar und sind dann am 19.09. wieder zu
Hause.
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