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Marianne Schuhose

Regen, Sturm & Freiheit

Schwedenfahrt 1999

20. August - 26. September 1999



20.08.
Als Rentner haben wir ja jetzt viel mehr Zeit,so können wir heute schon in aller Ruhe unser Auto bela­den. Gegen Abend kommen Barbara und Günter und wir ziehen vergnügt in den Ratskeller und gönnen uns noch ein paar gute Bierchen in angenehmer Atmosphäre.

21.08.
Pünktlich um 8.00 Uhr starten wir von Bad Gandersheim gen Norden. In Seesen schließt sich Holger mit sei­ner „Nordlandkalesche“ unserem Konvoi an. In Bienenbüt­tel wird bei Familie Kempe Halt gemacht, die Hunde und die Meerschweinchen werden abgeliefert und gut gefrüh­stückt. Anschließend wird noch das Dachzelt auf Barbara`s Auto montiert. Holger macht sich dann gleich auf die Socken, wir bleiben noch etwas bei unserer Toch­ter. Aber dann ziehen auch wir weiter und als wir ge­gen 16.00 Uhr in Klausdorf auf dem Campingplatz ankom­men, ist Holger schon da und hat bereits die Plätze klarge­macht. Abends dann im Restaurant „Steilküste“ das tradi­tionelle Abschiedsessen mit Schnaps und Bier.

22.08.
Trotz Sonntag und Urlaub ist um 6.00 Uhr Wecken. Holger ist schneller fertig und fährt schon vor uns ab. Wir erreichen die Fähre von Puttgarden nach Rödby um 8.15 Uhr. Sie ist erstaunlich leer und sehr sau­ber. Holger hat wohl schon die Fähre um 7.45 Uhr erwischt, jedenfalls sehen wir ihn nicht mehr. In Däne­mark sind die Autobahnen noch leer, nur um Kopenhagen ist etwas mehr Verkehr. Auch in Helsingör brauchen wir nicht zu warten und kommen sofort auf die Fähre nach Schweden. So sind wir schon gegen 12.00 Uhr in Helsingborg. Als wir von der Fähre herunterfahren, entdecken wir in der Kolonne vor uns Holger mit seinem unübersehbaren Auto und nehmen sofort über Funk Kontakt auf. Wir sind in Däne­mark auf der Autobahn wohl doch reichlich schneller gefahren als er. Wei­ter geht es auf der E 4 bis zum Rastplatz Molletofta in der Nähe von Klippan. Ich erstehe die letzte Tüte Filmjölk, wir teilen sie mit den anderen. Die Tankstelle führt keinen Die­selkraftstoff mehr, aber wir haben noch genügend Vorrat. Nach der Mittagspause geht es weiter auf der E 4 bis Värnamo, dort biegen wir Richtung Mariestad nach Nord­westen ab. Am Nationalpark Store Mosse machen wir nochmals Rast und vertreten uns die Füsse. Am Aussichtsturm stolzieren in unmittelbarer Nähe zwei Kraniche vor uns herum, die sonst so scheuen Vö­gel kümmern sich nicht um uns. Sonst ist aber nichts zu sehen. Bei herrlichem Wetter geht es dann wei­ter. Holger will bis zu einem Rastplatz bei Mariestad durchfahren und dort übernachten, Günter und Bar­bara und wir franzen uns mühsam über Nebenstrecken zum Campingplatz „Tidaholmens Seme­sterbyen“ durch und übernachten dort. Da wir die schwedische „Kampingkort“ haben, ist es für uns we­sentlich billi­ger. Unser Abendspaziergang ist nur kurz, es wird doch schon recht früh dunkel. Die Preisel­beeren sind hier noch nicht reif und für Pilze war es wohl zu trocken. So kommen wir ohne „Beute“ zu­rück zum Platz. In der Nacht dann sternenklar und erster Nachtfrost.

23.08.
Bei super Wetter aufgestanden und so richtig lange gefrühstückt. Barbara genießt noch mal die Dusche ausgiebig, in den nächsten Tagen wird es diesen Luxus nicht mehr geben. 8.30 Uhr geht es dann wieder auf die Piste. Auf den Feldern sehen wir viele Kraniche und Weißwangengänse, Eichhörnchen huschen über die Strasse und auch zwei Haselhühner lassen sich sehen. Über die 48 fahren wir über Skövde mit seinen vielen Kreiseln nach Mariestad, biegen für ein paar Kilometer auf die E 20 ein und dann bei Hasslerör auf die 64 und haben damit den Inlandsväg erreicht. Ihm werden wir nun bis Jokkmokk folgen. Nun geht es bis Kristinehamn immer mehr oder weniger am Ufer des Vänersees entlang nach Norden. Leider ist vom See von der Strasse aus kaum etwas zu sehen. Immer noch auf der 64 fahren wir über Storfors und Filipstad weiter. Kurz hinter Persberg machen wir abseits der Strasse an einem Badeplatz Mittagspause. Der Himmel hat sich bezogen und bei der Weiterfahrt über Vansbro und Mora geraten wir in eine ergiebige Regenfront. Vom Siljansee sehen wir so nicht viel. Unsere Absicht, den Bärenpark in Grönklint zu besichtigen, können wir nicht verwirklichen, wir finden die Einfahrt nicht. So fahren wir auf der 45 weiter in Richtung Sveg. Rechts Wald, links Wald, ab und zu mal eine Baustelle. Nach Sveg geht es weiter über Älvros bis kurz vor Ytterhogdal. Dort biegen wir auf die 296 ein und fahren noch ein kur­zes Stück bis zu einem Rastplatz am Fluss Ljusnan. Wir wundern uns schon nicht mehr, wieder Holger dort anzutreffen. Die Sonne kommt wieder heraus und wir können in aller Ruhe draußen unser Abend­brot kochen. Nur Barbara hat Pech, ihre beiden altbewährten Benzinkocher sind nicht in Gang zu brin­gen. Wir sammeln noch etwas Holz und machen am Windschutz ein richtig schönes Lagerfeuer und ge­nießen den Abend. Es wird noch richtig romantisch, als der Mond herauskommt und sich im Fluss spie­gelt. Müde und zufrieden geht es in die Schlafsäcke.

24.08.
Wir sind schon 6.45 Uhr auf den Läufen. Frühstück und Packen bei Sonnenschein. Heute steht uns ein langer Fahrtag bevor. Aber bei dem guten Wetter macht es Freude, die herrliche Landschaft vorüber zie­hen zu sehen. Wir fahren zur 45 zurück und weiter über Asarna und Brunflo nach Östersund. Die neue Umgehungsstrasse ist jetzt fertig, so bekommt man von Öster-s­und nichts mehr zu sehen. Vor Hoting machen wir am grossen Stein, auf den irgendein Spassvogel ein Gesicht gemalt hat, Mittagspause. Auch hier sind die Preiselbeeren noch nicht reif. Dann geht es weiter über Dorotea und Vilhelmina nach Storu­man. Dort Foto- und Filmpause am „grossen Mann“, der unse­rem „wilden Mann“ aus dem Harz zum Ver­wechseln ähnlich sieht. Die Fahrt geht immer auf der 45 weiter über Sorsele bis kurz nörd­lich von Ar­vidsjaur auf einen uns schon lange bekannten Rastplatz abseits der Strasse. Leider ist dieser an sich recht hübsche Platz durch polnische Beerensucher arg verdreckt, wir werden uns künftig wohl einen anderen Platz zum Übernachten suchen müssen. Sehr gut zu abend gegessen und einen kleinen Rundgang ge­macht. Zunächst sind die Mücken noch recht aktiv, aber bei zu­nehmender Kälte und auffrischendem Wind verziehen sie sich dann doch. Nach der langen und anstrengenden Fahrerei sind wir müde und schlafen gut. Als ich um 4.30 Uhr mal wach werde, ist es bereits taghell.

25.08.
Zum Frühstück Sonne, Wind und Mücken. Ich koche noch die wenigen, gestern gefundenen Preiselbee­ren, dann fahren wir zurück nach Arvidsjaur, sehen uns das alte samische Kirchdorf an und kaufen noch ein. Barbara, nun wohl überzeugt von der Zuverlässigkeit unserer Spirituskocher, ersteht auch eine schwedische Sturmkökk Marke Trangia. Dann geht es weiter nach Jokkmokk. Kurz vor Jokk­mokk noch Halt am Polarkreis für die obligatorischen Erinnerungsfotos. In Jokk­mokk im ICA - Markt „Rajden“ noch Lappenpappe - Fladenbrot - und einige Klei­nigkeiten eingekauft und ins Samenmuseum „Ajte“ gegangen und uns die sehr in­teressanten Ausstellungen angesehen. Kurz hinter Jokkmokk verlassen wir den In­landsväg und biegen nach West- Nord-West ab. Über Björknäs und Tjamotis fahren wir noch ca. 120 Kilometer bis zum Campingplatz Arrenjarka. Wieder die gewohnten Plätze bezogen, noch schnell in die Sauna und ein bißchen spazieren gegangen. Abends wird es dann recht kühl.



26.08.
Gut geschlafen, ein ausgiebiges Frühstück und dann wird es ernst! Rucksäcke packen. Zunächst breitet sich das übliche Chaos aus. Fladenbrot, Spiritus, Dauerwurst, Müsli, Socken .. und .. und..., alles in bun­tem Durcheinander. Aber dann passt alles doch in die Rucksäcke. Nichts vergessen? Diesmal habe ich eine Federwaage mit, ich will endlich wissen, was wir so schleppen. Mein Rucksack bringt 19,1 kg, Ernst hat 20,3 kg auf den Buckel zu nehmen. Wir haben diesmal auf die Bergstiefel verzichtet, wir wollen wieder wie früher nur mit guten Gummistiefeln gehen. Für die „Freizeit“ haben wir nur leichte Teva - Sanda­len mit. Um es vorwegzunehmen: diese Lösung hat sich bewährt! Barbara und Günter haben ein paar Ki­lo mehr zu tragen. Nach dem Mittagessen kommt auch Holger noch kurz vorbei. Er will auf dem Park­platz in Kvikkjokk übernachten. Danach hält Barbara Mittagsschlaf, Ernst und Günter lesen und ich ziehe los, die Gegend erkunden. Natürlich habe ich nach Preiselbeeren gesucht und dann auch 3 kg erstmal mitgebracht. Da sie ganz trocken sind, können wir sie für längere Zeit im Auto lagern. Später dann Sau­na, Abendessen mit viel Nudeln und ein kleiner Spaziergang. Danach unseren guten Schnaps und ab in die Schlafsäcke.

27.08.
Wir stehen zeitig auf, frühstücken und treffen die letzten Vorbereitungen. Wir sind gespannt, wie es wohl in Kvikkjokk aussehen wird - wieviel Fahrzeuge auf dem Parkplatz sein werden, wie der Wasserstand im Fluss sein und das Wetter werden wird. Dann fahren wir die letzten paar Kilometer und sind 9.30 Uhr dort. Nun, viel ist nicht mehr los, auch im Fluss ist nur wenig Wasser. Nur zwei junge Deutsche bereiten sich umständlich auf die Tour vor mit Bundeswehr-einfach-Ausrüstung. Holger sitzt noch beim Früh­stück, er will erst morgen aufbrechen. Er hat einen Haufen High-Tec in seinem Wagen und schickt jeden Tag über Notebook und Handy einen Bericht ins Internet. Wir nehmen die Rucksäcke auf, müssen uns noch für eine Aufnahme für den Bericht vor Holgers Digital-Kamera stellen und können dann endlich losge­hen. Der Morgennebel hat sich verzogen, es ist nur leicht bewölkt - gutes Wetter zum Laufen. Die Ruck­säcke kommen uns noch recht schwer vor, aber das kennen wir, nach ein paar Tagen hat man sich dar­an gewöhnt. Wir kommen gut voran, mir kommt der Weg nicht mehr so steil und schwierig vor wie frü­her. Gegen 11.00 Uhr haben wir die Brücke - wir gehen noch auf dem „gepflegten“ Kungsleden , da gibt es soviel Zivilisation noch - erreicht. Pause mit Knäckebrot, Gänseschmalz, Dauerwurst und Kaffee. Wir freuen uns an der Herbstfärbung. Schon recht weit in diesem Jahr. Bald darauf verlassen wir den Kungs­leden und gehen durch bis zum See Stuor Tata. Wir legen die Rucksäcke ab - Sattelpause nennen wir das - und löschen unseren Durst mit Wasser aus dem See und Brausetabletten. Danach müssen wir ei­nen langen und anstrengenden Anstieg bewältigen. Der Fichten- und Kiefernwald bleibt zurück, hier oben gibt es nur noch Birkenwald in überwältigender Herbstfärbung. Satte Gelb - und Rottöne beeindruc­ken das Auge. So schön haben wir es zu Beginn einer Tour noch nicht erlebt. Man gerät richtig in einen Farbenrausch! Am Kaulquappentümpel noch eine Pau­se mit Müsliriegel bei einsetzendem leichten Re­gen, dann geht es weiter. Gott sei Dank lässt der Regen wieder nach. Noch ein kurzer Anstieg und wir haben unseren vorgesehenen Biwakplatz am Rande der Pa­reksümpfe bei einem kleinen See gegen 16.00 Uhr er­reicht. Die Zelte werden aufgebaut und wir richten uns ein. Es ist noch zu früh zum Abend­essen, so streifen wir noch in der Umgebung herum. Der größte Teil der Multbeeren ist schon überreif und vertrocknet, aber Ernst findet noch einen halben Hut voll der wohl­schmeckenden goldgelben Beeren in genießbarem Zu­stand. Trotz des bedeckten Himmels ist die Herbstfär­bung auch hier faszinierend, wir bleiben immer wieder stehen und sehen uns um. Zum Abendbrot die bewährte Mehrkorngrütze mit Schwärchenwurst, schmeckt so richtig nach Urlaub! Zum Abschluss noch ein heisser Kaffee. Nach dem Abwasch gehen Günter, Ernst und ich noch mal los. Barbara ist wohl doch recht geschafft und Durchfall macht ihr zu schaffen. So bleibt sie lieber in der Nähe des Lagers bei guten Deckungsmöglichkeiten. Pünktlich 20.00 Uhr, zur Schnapstime, sind wir wieder bei den Zelten. Der Schnaps scheint Barbara auch gut zu tun - geht eben doch um die Gesundheit, nicht um die böse Lust - und so machen wir alle zusam­men noch ei­nen kleinen Spaziergang. Aber dann fordert der Körper doch sein Recht und wir gehen schlafen. In der Nacht kakeln Schneehühner in der Nähe.

28.08.
Es ist hell und warm und wir können draußen frühstücken. Die Sonne ist sehr angenehm. Gegen 8.30 Uhr brechen wir auf, es ist heute nur eine kurze Tour vorgesehen, die Rucksäcke drücken doch und da tut es gut zu wissen, dass Mittag Schluss ist. Der Weg durch die Sümpfe zieht sich trotzdem. Der Pa­rekjakka führt nur wenig Wasser, so ist die Querung am Parekjaure für mich recht angenehm. 12.00 Uhr haben wir den letzten leichten Anstieg bis zum Biwakplatz unweit des Parek`s Samevista geschafft und machen erst mal Mittagspause. Danach schlagen wir die Zelte auf und richten uns ein. Barbara hält wieder Mittagsschlaf, die Männer zigeunern irgendwo in der Nähe herum und ich schreibe erstmal Tage-buch. Gegen 15.30 Uhr taucht dann Holger auf. Er ist von Kvikkjokk bis hierher gleich durchgegangen - haben wir früher auch mehrfach gemacht. Immer wieder ziehen Rentiere mehr oder weniger weit ent­fernt vom Lager vorbei. Ich gehe nun auch noch bis zum Schneefeld am Kaskakorsajakka empor, die bis­her hier vorhandene Schneebrücke ist eingebrochen. Die Blaubeeren sind in diesem Jahr sehr klein, trocken und nicht sehr schmackhaft, das Sammeln lohnt nicht. Trotz der immer dichter werdenden Be­wölkung leuchten die Farben der Polarbirken und der Kräuter. Besonders das Kraut einer unbekannten Pflanze zeigt ein Rot in allen Schattierungen von hellrot bis zu einem fast schwarz wirkenden Dunkelrot. Als es anfängt zu nie­seln verkriechen Ernst und ich uns in unser Zelt - zum Nasswerden haben wir sicher noch oft genug Ge­legenheit. Durch den offenen Eingang sehe ich plötzlich einen grossen Tierrücken zwischen den Birken. Für ein Rentier ist er viel zu gross - wir nehmen die Ferngläser - klar, ein Elch! Also, Kameras her und noch auf Socken raus und versucht, näher heran zu kommen. Es gelingt uns,, einige gute Aufnahmen zu machen. Es ist ein noch recht junger Elchbulle. Als er vorübergehend im Birkenbusch verschwindet, ho­len wir schnell die Sandalen aus dem Zelt und erwischen ihn dann nochmals recht nah. Immer wieder versucht er, Witterung von uns aufzunehmen, schliesslich trollt er sich davon. Leider haben unsere Freunde davon nichts mitbekommen, sie haben oberhalb der Birken einige Rentiere beobachtet und ru­fen konnten wir sie nicht, dann wäre der Elch sicher ganz schnell verschwunden. Nach dem Abendbrot noch ein kleiner Spaziergang bis zu Schnapstime und dann in die Schlafsäcke.

29.08.
Es ist Sonntag. Das Wetter weiss noch nicht so recht was es will. Also aufstehen - frühstücken - packen. Holger ist schneller fertig, lässt das Zelt stehen und geht eine halbe Stunde vor uns nur mit leichtem Ge­päck in Richtung Parek - Parte - Kamm los. Dann sind auch wir so weit und brechen auf. Ständig leicht ansteigend gehen wir auf einem Pfad am Hang des Partemassivs in Richtung Westen. Den ersten klei­neren Fluss können wir auf einer Schneebrücke ohne Schwie­rigkeiten queren. Die Schlucht des grösse­ren Säkokjakka wird zwar auch noch von einer Schneebrücke überspannt, aber si­cherheitshalber steigt Ernst zunächst in die Klamm ab und kontrolliert die Sache von unten. Er kann wie in eine Höhle un­ter die Schneebrücke klettern und macht dabei Filmaufnah­men. Nach seiner Meinung müsste der Schnee noch tragen und so probiert Günter als Erster den Übergang ohne Gepäck aus. Ich folge dann mit Rucksack, Ernst filmt das Ganze. Der Schnee ist teilweise vereist, man muss aufpassen, wo man die Füsse hinsetzt und so dauert die Querung eine Weile, zumal wir aus Sicherheitsgründen nur einzeln hinüber gehen. Der Aufstieg aus der Schlucht ist recht steil und anstrengend. Kurz unterhalb des Tjeurajaure halten wir am Ufer eines kleinen Flusses Mittagsrast. Im Windschatten ist es in der Sonne sehr angenehm. Danach geht es weiter bergauf zum Säkok auf etwa 1.200 m. Das letzte Stück geht es über ein Schneefeld und Schrofen steil hinauf. Oben ist es sehr win­dig, wir suchen uns eine windgeschützte Stelle und warten dort auf Barbara und Günter. Sie waren noch tief unter uns. Die Sicht von hier ist überwältigend. Nach Süden können wir weit über Kvikkjokk hinaus sehen, nach Osten reicht der Blick über die ganze Hochfläche bis zu den ostwärtigen Randbergen der Ivarlako, im Norden ist die Sicht durch das Partemassiv und im We­sten durch die Berge des Padjelanta begrenzt. Nach einer Weile kommen auch Barbara und Günter oben an, Günter steigt sogar noch mal bis unter das Schneefeld ab und holt Wasser für die Brausetablet­ten. Selbst hier oben blüht an einer geschützten Stelle zwischen dem Blockwerk noch Gletschermohn und eine kleine blaue Blume, vielleicht eine Enzianart. Wir geniessen eine ganze Weile die Aussicht und erholen uns von dem Aufstieg. Dann geht es bei heftigem Wind über den Kamm hinunter in ein Kar - wir haben es vor Jahren mal „Arsch der Welt“ getauft, als wir bei Wind und Nebel dort einen brauchbaren Bi­wakplatz gesucht haben. Heute sieht es im Sonnenschein viel freundlicher aus, ausserdem brauchen wir den Platz nicht mehr zu suchen, wir haben ihn schon damals mit einem weithin sichtbaren Steinmann markiert. Es ist eine kleine Mulde im Hang, gerade gross genug für drei Zelte und die einzige windge­schützte Stelle in dem grossen Kar.Für die weit zurückgebliebenen Barbara und Günter hängen wir eine rote Rucksackhülle auf einen Bergstock und stellen dies als Signal für sie auf. So können sie uns nicht verfehlen, denn wenn wir uns in der Mulde nicht aufrichten, sind wir und auch unser Zelt nicht zu sehen. Als Barbara und Günter ankommen, ist Barbara rest­los fertig und muss sich erstmal ausruhen. Die Tour ist wohl doch zu anstrengend für sie. Am Abend machen wir noch ei­nen Spa­ziergang zum Aussichts­punkt über der Njatjosvagge. Auf dem Rückweg zu den Zelten sehen wir noch einen Goldregenpfeif­fer. Zur Schnapstime besprechen wir die Lage. Günter und Barbara entschließen sich, zurück­zugehen. Da Günter mit uns schon mehrfach hier war und die Gegend kennt, haben wir keine Bedenken, wenn Ernst und ich weiter­gehen und sie al­lein zurück gehen lassen. Etwas be­drückt ge­hen wir schlafen.

30.08.
Es ist recht neblig und sehr windig heute morgen. Wir früh­stücken noch gemeinsam, danach packen wir zusammen. Der Abschied von Barbara und Günter fällt doch recht schwer. Dann gehen Ernst und ich los. Zunächst geht es hinunter in die Klamm des Ruopsok­jakka. Es gibt hier nur eine Stelle, an der man bis zum Fluss hinunter steigen kann, wir finden sie auf An­hieb. Unten in der Klamm ist es windgeschützt und wir machen etwas Pause. Dann beginnt der sehr stei­le Ausstieg hinauf auf die Schulter der Tjeura. Hier oben geraten wir in die Wolken, der Wind ist heftig und saukalt. So verzichten wir auf die Aussicht in die Njatjosvagge, bei den Wolken hätten wir ohnehin kaum etwas sehen können, und marschieren gleich auf dem kürzesten Weg über die Blockhalden. Bei den Teichen am Nordende der Fläche finden wir endlich einen halbwegs geschützten Platz für die Mit­tagspause. Ab und zu regnet es etwas, die Wol­kenfetzen jagen am Hang entlang. So halten wir uns hier nicht lange auf und gehen bald weiter. Der Ab­stieg über die Felsbänder hinunter zum Palkatjakka ist schwierig, aber hier sind wir aus dem Wind. Vor­sichtig tasten wir uns durch das Schrofengelände hinab. Lieber langsam und sicher, es darf einfach nichts passieren. Noch ein Stück am Fluss aufwärts und wir haben unseren bekannten Biwakplatz unter­halb des Wasserfalls erreicht. Wir können noch in Ruhe das Zelt aufbauen und einrichten, dann beginnt es um 14.30 Uhr richtig zu regnen und zu stürmen. Im Zelt liegen wir warm und trocken und hoffen, dass der Sturm nicht allzu heftig wird. Gegen 18.00 Uhr wird im Zelt gekocht und gegessen, draussen ist Weltuntergang - also weiter schlafen und auf besseres Wetter hoffen.

31.08.
Wir haben gut geschlafen. Der Blick aus dem Zelt zeigt uns, dass die Welt scheinbar verschwunden ist, Sicht etwa 3m! Der Sturm hat zwar aufgehört, aber es regnet noch recht derbe. Also umdrehen und wei­terschlafen. Erstaunlich, wieviel Stunden man so wegratzen kann. Kurz vor Mittag springen wir beide aus dem Zelt und duschen ganz ohne Sanitäreinrichtung - der Himmel macht´s möglich. War recht erfri­schend. Kurz danach hört der Regen auf, wir können sogar schon draussen essen. Um weiter zu gehen, ist es zu spät. Die nächste Tour ist sehr lang geplant und in den Hochlagen sind kaum Plätze für unser Zelt zu finden. So laufen wir im Tal umher, sehen uns den Wasserfall an und können die Rentiere beim Durchwaten des Flusses beobachten. Das reissende Wasser reicht ihnen oft bis zum Bauch, mit den Gum­mistiefeln hätten wir da keine Chance, trocken hindurch zu kommen. Gegen Abend können wir dann noch Renbullen beim Kämpfen beobachten, die Brunftzeit steht unmittelbar bevor. Aber so ganz ernst scheint es noch nicht zu sein. Später kommt sogar die Sonne heraus und wir gehen in der Hoff­nung auf gutes Wetter schlafen.

01.09.
Denkste! Maximale Sichtweite etwa 5 m. Wir früh­stücken und packen trotzdem. Wir kennen das Ge­lände. „ Ich bin hinaus gegangen, den Sonnenschein zu fangen“, - vielleicht gelingt es ja noch. Wenigstens regnet es nicht mehr. Als wir losgehen, können wir den Wasserfall wohl hören - aber zu sehen ist nur grau in grau. Auch oben auf der Hochfläche der Luot­tolako ist die Sicht nicht besser. Die Wolken können nicht sehr hoch reichen, die Sonne scheint hinein und es ist wahnsinnig hell. Das Grau ist einem blenden­den Weiss gewichen. Dazu kommt, dass das helle Gestein - teilweise scheint es fast reiner Feldspat zu sein - das Licht auch noch reflektiert. Mein lichtscheuer Mann muss die Gletscherbrille aufsetzen, sonst wird er sicher schneeblind. Auch ich krame die Sonnenbrille hervor. Wir können uns nur am Wind orientieren, nur ab und zu gelingt es ihm, die Wolken für ein paar Sekunden auseinan­der zu reissen. Dann können wir sehen, dass wir im­mer noch auf dem richtigen Wege sind. Bei diesen Sichtverhältnissen beschliessen wir, durch die Naites­vagge in die Sar­vesvagge abzusteigen, der ursprüng­lich geplante Weg unter dem Svenonius - Gletscher entlang in die Jeknavagge ist uns unbekannt - das sollte man bei 5 m Sicht doch nicht riskieren. Schade, aber hier muss man sich nach der Natur richten, da­gegen gehen senkt die Überlebenschancen doch er­heblich. Bis fast zum Einstieg in die Naitesvagge bro­deln die Wolken um uns herum, aber wir finden den Weg dank unse­rer Ortskenntnis punktgenau. Vom hier früher vorhandenen kleinen Gletscher ist nur noch ein Schnee­feld geblieben, aber wir haben den Einstieg ins Tal vor vielen Jahren auch schon völlig schnee - und eis­frei erlebt. Auch hier geht es zunächst durch Schrofen steil zum Bach hinunter, der wei­tere Abstieg führt immer auf dem Steilhang entlang - wir kommen uns vor wie Ein­wohner von St. An­dreasberg - Hanghüh­ner, ein kurzes und ein langes Bein. Zudem ist der Hang oft versumpft und man muss höllisch aufpassen, dass man nicht weg­schmiert. Teilweise gehen wir deshalb mit den Gummistie­feln im seichten Wasser am Ufer. So kommen wir besser vorwärts. Das Tal ist lang und der Weg zieht sich. Aber weiter unten kommt dann die Sonne heraus und be­lohnt uns mit ihrer Wärme für die Mühen. Unten in der Sarvesvagge auf der Naitevalta erst nach langem Su­chen einen windgeschützten Platz für das La­ger gefun­den. Es weht immer noch heftig und wir wollen nichts ris­kieren. Zelt aufgebaut, die Grütze eingeweicht und Blau­beeren „äsen“ gegangen.Hier im Tal sind sie gross, reif und süss. Rundherum sieht das Wetter schon wieder be­drohlich und finster aus, aber es regnet - zumin­dest bei uns - nicht. Oberhalb im Tal des Sarvesjakka geht Schauer auf Schauer herunter. Nach der guten Abend­mahlzeit - wieder Grütze mit Schwärchen­wurst - und den vielen Blaubeeren sind wir pappesatt, ein Verdauungs­spaziergang ist drin­gend geboten. So gehen wir noch hin­unter zum Sarvesjakka und sehen nach dem Wasser­stand. Zurück am Zelt noch die obligatorische Schnapstime und dann in die Schlafsäcke.

02.09.
Heute lange geschlafen und, da es nicht so kalt ist, im Fluss richtig gewaschen. Gefrühstückt, gepackt und in Richtung Rapadalen aufgebrochen. Der Weg hier unten im Tal führt auf Elchwechseln durch dich­ten Birkenwald und Sümpfe. Oft haben die Elche die Wechsel so stark durchgeknetet, dass die Gummi­stiefel im Schlamm gerade noch reichen. Wir queren eine Vielzahl kleinerer Bäche. Überall, wo wir hinse­hen können, hängen dicke Wolken. Es ist warm, man hat das Gefühl, dass es jeden Moment anfangen will zu regnen. Mehrfach müs­sen wir, lange bevor wir an die eigentlichen Flüsse kom­men, im Wald de­ren Hochwasserbetten durchsteigen. So um die hundert Meter breit ist der Waldboden aufgerissen und mit Blockwerk übersät. Zur Schneeschmelze ist das Gelände wohl nicht mehr passierbar. Bei leichtem Nieselre­gen und Wind dann Mittagspause an einem solchen Geröll­feld. Die paar Birken halten den Re­gen kaum ab, was soll's. Wir finden immer wieder Stellen, wo das Gras nie­dergedrückt ist, hier haben wohl Elche gerastet. Auch Elch­losung und Bärendreck liegt auf den Pfaden, gesehen haben wir von dem Viehchern aber nichts. In diesem unwegsamen Gelände möchte ich auch nicht unbedingt einem Bären auf kurze Entfernung be­gegnen. Gegen 13.00 Uhr erreichen wir unten im Tal, nicht weit von der Einmün­dung des Sarvesjakka in den Rapaätno, in der Nähe einer Kota einen grossen freien Platz. Vor den Ber­gen auf der anderen Talseite steht ein prächtiger Regenbogen - schön anzusehen, aber halt mit Regen verbunden. Schon fängt es hier auch an zu tröpfeln, wir schlagen unser Zelt auf und verkriechen uns. Noch können wir den Eingang auflassen. Ein paar Rentiere ziehen vorbei, eine junge Kuh äugt neugierig in unsere Hütte. Es reg­net und regnet und der Wind wird stürmisch. Nur gut, dass wir einen halbwegs ge­schützten Platz er­wischt haben. Nun, dann schlafen wir eben wieder. Zum Abendbrot koche ich im Zelt Erbswurstsuppe mit Schwärchenwurst und gerösteten Zwiebeln - lecker! Die zwei Stunden bis zur Schnapstime verpennen wir doch tatsächlich auch noch. In der Nacht dann sehr starker Sturm. Wir wa­chen oft auf.

03.09.
Morgens regnet es noch leicht, aber wir wollen weiter. So wird teilweise im Zelt gepackt. Die Regenhose tut jetzt gute Dienste. Das Gelände ist sehr sumpfig, obwohl wir schon etwas am Talhang gehen. Die Gummistiefel reichen für die kleinen Bäche gerade noch, hoffentlich müssen wir keinen grösseren Was­serlauf queren. Mühsam suchen wir uns einen Weg durch den Birkendschungel, eine Zeitlang darf ich sogar mal vorangehen. Ganz selten, dass man mal eine menschliche Spur findet, manchmal gleicht der Elchwechsel tatsächlich einem Pfad um sich dann plötzlich wieder in Sumpf und Wald zu verlieren. Die Biester haben eben doch viel längere Beine! Immer wieder gluckst und schmatzt es unter den Stiefeln, ein anstrengendes Gehen auf diesem Schlamm. Im Sommer muss das hier ein wahres Mückenparadies sein, wir wissen schon, warum wir diese Touren im Herbst nach den ersten Frösten machen! Die Birken sind bizarr geformt, solche Holzstücke zuhause und man könnte ein Gruselkabinett aufmachen. Nur sel­ten haben wir mal die Möglichkeit, in das Tal hinaus zu sehen. So sumpfen wir weiter vor uns hin. Gegen Mittag kommt die Sonne aus den Wolken und wir an einem Flussufer aus dem Busch. Wieder beein­drucken uns die herbstlichen Farben. Aber es war nur mal ein himmlischer Hinweis, dass es solch Wetter auch geben könnte, plötzlich kommt wieder Sturm auf und aus der Sarvesvagge zieht eine schwarze Re­genfront das Tal hinab. Der Platz, auf dem wir vor ein paar Jahren mit Siegfried und Günter biwakiert ha­ben, liegt zu sehr im Wind, also schnell was besseres suchen. Gar nicht so einfach! Aber dann scheint doch eine Stelle geeignet zu sein, wir bauen das Zelt auf und sichern die Häringe zusätzlich mit grossen Steinen. Gerade noch rechtzeitig können wir uns verkriechen, dann peitscht der Sturm den Regen auf das Zelt. Nachdem Ernst noch Wasser geholt hat, essen wir im Zelt. Pausenlos prasselt der Regen den ganzen Nachmittag herab. Gegen 17.00 Uhr kurze Atempause, wir können sehen, dass oben in den Ber­gen viel Neuschnee gefallen ist. Danach wird der Sturm immer heftiger. Wir können in den Kronen der Birken die Böen kommen hören. Dazu ändert sich die Windrichtung und wir bekommen den Sturm nun leicht schräg von hinten auf die Seite des Zeltes. An Schlaf ist nicht zu denken. Ein paarmal springt Ernst hinaus und kontrolliert die Verspannungen, ansonsten stützt er bei jeder Böe das Gestänge auf der Windseite ab. Die Nacht will kein Ende nehmen und der Sturm lässt auch nicht nach. Gegen morgen ha­ben wir dann vor Erschöpfung wohl doch etwas geschlafen.

04.09.
Wir sind zeitig wieder wach. Der Sturm braust immer noch um das Zelt. Wir ziehen nur das Regenzeug über, packen im Zelt und bauen ab. Die Zeltplane können wir nur gegen den Wind zusammenrollen. Ei­ne der Perlon - Zeltleinen ist gerissen. In nächster Nähe hat der Sturm einige Birken entwurzelt - nur weg hier! Wir sind sehr zufrieden mit unserem doch schon ein paar Jahre alten Hilleberg - Zelt. So bre­chen wir ohne Frühstück auf und dschungeln weiter talabwärts. Gegen 8.00 Uhr dann an einer etwas ge­schützteren Stelle Pause und im Stehen Frühstück mit heissem Kaffee und Müsli. Dann weiter. Der Bir­ken - und Weidendschungel nimmt kein Ende. Von dem Regen ist noch alles sehr nass,. Die kleinen Sei­tenbäche führen viel Wasser. Hin und wider kommt die Sonne mal heraus und lässt alles leuchten. Oft müssen wir auf den Hang ausweichen, unten versperren uns Tümpel und Sümpfe den Weg. Unterwegs scheuchen wir einen Adler auf, der sich wohl vor dem Sturm im Wald verkrochen hatte. Auch zwei Schneehühner flüchten vor uns. Die beiden grösseren Zuflüsse haben so stark verzweigte Einmündun­gen in den Rapaätno, dass wir die einzelnen Flussarme ganz gut durchwaten können. Aber die Blockfel­der im Delta halten uns doch ganz schön auf. Dann drängeln und klettern wir weiter durch Weiden und Birken. Die Elche mit ihren langen Beinen haben es da viel besser. Wieder kommen wir unten am Ra­paätno nicht weiter und müssen hoch auf den Hang ausweichen. Dann wieder runter, ein Stück kommen wir am Flussufer weiter, dann geht es wieder hoch. Endlich erreichen wir eine Stelle unterhalb des Ka­tokvaratj, die wir vor Jahren mal als „Riviera“ bezeichnet haben. Aber die bekannten Zeltplätze liegen zu sehr im Sturm, wir müssen uns eine andere Stelle suchen. Etwas gegen den Hang hin finden wir hinter einer mit Birken bestandenen Bodenwelle Schutz vor dem Sturm und machen gegen 15.00 Uhr Mittagspause. Ausnahmsweise gibt es einen halben Schnaps für jeden zur Aufmunterung. Dann schlagen wir das Zelt auf und ruhen uns aus - gegen diesen Marsch durch die Sumpfwälder ist ein Fittness - Studio das reinste Erholungsheim! Die Sonne scheint auf das Zelt, es ist richtig gemütlich. Abends fängt es wieder an zu regnen, der Sturm ist aber nicht mehr ganz so heftig. Trotzdem wird nichts aus dem Spazier­gang am Ufer des Flusses Rapaätno.

05.09.
Sonntag - er macht seinem Namen alle Ehre! Der Himmel ist blank gefegt, wir frühstücken in der Sonne und packen anschliessend in aller Ruhe. Dann noch einen kleinen Spaziergang am Flussufer um zu fil­men. Dieser grosse Fluss ist über Nacht um etwa 20 cm gestiegen und das Wasser schiesst brausend über die Stromschnellen. Ziemlich direkt steigen wir durch Birkenwald über Blockhalden hinauf un­ter die Felswände des Katokvaratj. Unterhalb der Steilwände queren wir wieder hinunter in das obere Tal des Alep Katokjakka. Dort ma­chen wir Mittagspause. Ein junger Mann kommt zu uns herunter, der erste Mensch seitdem wir uns von Barbara und Günter getrennt haben. Es ist ein deutscher Tierfotograf, hat nur wenig Gepäck mit und erzählt uns, dass er insgesamt 55 kg Aus­rüstung mitführe, aber immer ein Basislager beziehe und von dort Tagestouren mit leichtem Gepäck mache. Er ist auf dem Weg zum Aussichtspunkt auf dem Katokvaratj. Wir steigen in südlicher Richtung hinauf an den Rand der Katok­puolta, einer mit niedrigen Polarweiden bestandenen Hochfläche. Von ihrem östlichen Rand haben wir einen herrlichen Blick auf das Sumpfdelta des Rapaätno mit den umgebenden Bergen bis hin zur Skier­fe. Auf dem Weiter­weg zum Katokjakka stören wir in den Weidenflächen vie­le Schneehühner auf. Der Himmel wird bedrohlich schwarz, um uns herum regnet es und über dem Rapadal steht ein Regenbogen. Wir gehen aber wie in einem Wun­der immer in einem Sonnenfleck, während es fast überall um uns her­um regnet. Es ist ein irres Licht. So kommen wir trocken bis zur Brücke über den Katokjakka. Dieser Gletscherfluss führt diesmal sehr viel Wasser und tobt durch die Klamm. Gut, dass es die Brücke gibt! Sonst hätten wir hier keine Chance, hinüber zu kom­men. Auf der Suche nach einem windgeschützten Platz für das Zelt passe ich nicht auf und lande bis über die Knie im Sumpf. Dabei sah die intensiv grüne Moosdecke doch so hübsch aus. Ernst war schon ei­nen Schritt vorher stehen geblie­ben. Allein kann ich mich nicht befreien und der schwere Rucksack drückt mich immer tiefer hinein. Ernst hat alle Mühe, mich aus dem Schlamm heraus zu ziehen. Nur gut, dass meine Gummistiefel so fest sitzen - ohne frem­de Hilfe bekomme ich sie normalerweise nicht von den Füssen - sonst hätte ich sie stecken lassen. Na­türlich sind sie nun voller Moorwasser, dabei habe ich heute morgen erst frische Strümpfe angezogen! Ernst flucht natür­lich entsprechend, aber ich bleibe total ruhig, die Welt geht davon schliesslich nicht un­ter! Bald darauf finden wir in der Nähe der Renvaktarstuga einen wind­geschützten Platz. Mit der Hilfe meines Mannes kann ich nun die Stiefel ausziehen und ausgiessen. Die alten Socken kommen wieder zum Einsatz, die Hose muss am Körper trocknen. Das Zelt wird aufgebaut und es wird noch ein schöner Abend. Ein paar hundert Meter talaufwärts gehen zwar heftige Regenschauer nieder, aber hier bei uns bleibt es trocken.

06.09.
Ich werde um 6.00 Uhr wach. Ein unwirkliches Licht liegt auf dem Zelt; ich wecke Ernst und wir beide kriechen aus dem Zelt, um nachzusehen. Durch eine Lüc­ke in den Wolken scheint die Sonne ganz flach und taucht einen schmalen Streifen der Berge und des Ta­les in rotgoldenes Licht. Dazu steht noch ein halber Re­genbogen über dem Sattel. Das Bild ist unwirklich und nicht zu beschreiben. Wir fotografieren und filmen. Auch die Bilder geben die Eindrücke nur unvollkom­men wieder. Bald verdecken die Wolken die Sonne wieder und wir schlafen noch eine Weile. Ruhig wird aufgestanden, gefrühstückt und ge­packt. Es ist ruhiges und warmes Wetter, langsam setzt sich die Son­ne durch. Die warmen Pullover brauchen wir heute nicht. Geruhsam ziehen wir über die riesigen Flächen der Partepuolta und der Ivarla­ko in Richtung Süden, lassen allmählich das Hochgebirge hinter uns. Die Sonne meint es heute wirklich gut mit uns, so fällt die Mit­tagspause endlich einmal so aus, wie ich sie mir immer vorstelle. Über eine Stunde hocken wir ruhig in der Sonne, haben die Gummistiefel und Socken ausgezogen und ba­den so­gar die Füsse in einem Bach. Tut mal richtig gut. Unterwegs haben wir viele Rentiere gesehen, drei Kolkra­ben fliegen niedrig über uns hinweg. Ihre Rufe gehören zur Landschaft und sind für uns der Inbe­griff der Freiheit. Dann geht es hinunter zum Kallakjaure. Östlich des Sees ist ein ausgedehntes Gelände mit vielen Moränen, dazwi­schen viele kleinere und grössere Teiche. An einem von ihnen finden wir hin­ter einem Hügel einen guten und ge­schützten Platz für das Zelt. Es ist einfach zu schön, um weiter durch die Landschaft zu ziehen und nur auf den Weg zu achten. Ausserdem können meine Gummistiefel ruhig mal wieder richtig trocken werden. Unsere Stöcke haben nach all den Jahren doch gelitten und Ernst verpasst ihnen Bandagen aus festem Klebeband. Auch die Schlafsäcke werden ausgiebig gelüftet - Haushaltstag. Das Wasser in dem flachen Teich ist relativ warm, was Ernst veranlasst, sich gründlich zu waschen. Wir laufen in Sandalen herum, entdecken viele Flechten und Moose mit ihren ausgefallenen Kleinformen, fotografieren und filmen. Nach dem Abendbrot wir es unruhig. Einige Hubschrauber schwir­ren herum, versorgen die Jagdlager der Samen mit Mannschaft und Material und suchen nach den Ren­tieren. Die Zeit der Rentierscheidung ist da. Zur Schnapstime herrliche Abendstimmung über dem gros­sen See. Die Nacht ist klar und wir können ein schwaches Nordlicht sehen.

07.09.
Die Hubschrauber fliegen schon zeitig und die Piloten machen sich einen Spass und wecken uns mit Si­renengeheul. Wir waren aber schon am Aufstehen. Es ist sehr warm und bewölkt. Nach einigem Hin - und Her entschliessen wir uns, auf den Kallakvare zu steigen. Leider ist es recht diesig, aber wir genies­sen die Tour doch. Der Aufstieg ist steil, aber mit leichtem Gepäck nicht allzu anstrengend. Vor ein paar Jahren waren wir mit Günter schon einmal hier oben. Wir sind etwa vierhundert Meter über unse­rem Zelt und bummeln zwei Stunden auf dem grossen Gipfelplateau herum. Unter uns treiben die Hub­schrauber die Rentiere zusammen und in ein unterhalb des Unnar Jerta gelegenes Rengatter. Von hier oben können wir alles sehr gut beobachten. Über den Tjaktjajaure ziehen von Südosten dicke Wol­kenbänke heran, doch noch bleiben sie unter uns an den Flanken der Berge hängen. Schön, so über den Wolken. Doch dann steigen wir ab und finden unser Zelt, „unser Haus am See“, auch auf Anhieb wieder. Erst mal Mittag, die Sonne hat sich wieder durchgesetzt, Gummistiefel und Socken können trocknen. Ein kleines Mittagsschläfchen ist auch drin heute. Später wasche ich mich an unserem See, das Wasser ist angenehm warm. Danach einen Kaffee extra. Gegen Abend wird es aber doch recht kühl und windig. Wir ziehen die dicken Pullover an und bleiben trotzdem draussen. Wieder ein beeindruckender Sonnenunter­gang über dem Kallakjaure. Nachts ein herrliches Nordlicht, wir bleiben lange draussen und schauen.

08.09.
Heute bauen wir unser „Haus am See“ ab. Um uns herum sieht es am Morgen doch sehr bedrohlich und finster aus. Der Himmel will uns auf den Kopf fallen, aber noch regnet es nicht. Vorsichtshalber packen wir das Regenzeug griffbereit auf die Rucksäcke. Dann ziehen wir los und kommen auch trotz der Um­wege um die Sumpfflächen gut voran. Gegen 11.00 Uhr machen wir am Titnokjakkatj Riegelpause. Sturm kommt auf und peitscht den Regen vor sich her. Was hilft´s, Regenzeug an und weiter. Es giesst wie aus Eimern. Auch der hier noch sehr spärliche Birkenwald bietet kaum Schutz. Wir kommen gut bis zu unserem bekannten Biwakplatz am Samevista. Aber hier pfeift der Sturm derart, daß wir das Zelt gar nicht erst aufbauen könnten. Also weiter nach unten in den Birkenwald hinein. Am ersten Bohlweg finden wir eine Lücke im hier recht dichten Birkenwald und stellen unser Zelt hin. Einen Teil der Häringe kriegen wir nicht in den steinigen Boden, aber mit ein paar grossen Felsbrocken können wir uns helfen und das Zelt sichern. Es regnet und stürmt weiter, der Birkenwald schützt uns aber vor dem Sturm und wir sitzen zufrieden im Zelt. Nun erst mal Mittagessen und zusätzlich - für die Gesundheit - einen richtigen Schnaps. Dieses Sauwetter kann man nur verschlafen. Am späten Nachmit­tag hört es dann endlich auf zu regnen. Ernst hängt das nasse Regenzeug in die Birken und lässt es vom Sturm trocknen. Der Sturm bläst noch, er hat den grössten Teil der Blätter von den Birken gefegt, alles sieht irgendwie dü­ster und traurig aus. Auf den Bergen ist wieder Schnee ge­fallen. Wer wohl jetzt noch draussen ist? Ohne gute Ausrü­stung ist es in diesem Herbst sicher kein Vergnügen. Bei dem Sturm kann auch kein Hubschrauber mehr fliegen. Gegen Abend krieche auch ich aus dem warmen Schlaf­sack und laufe noch etwas herum. Man wird ja sonst ganz krumm vom vielen Liegen. Trotz des Sturmes wird es jetzt richtig kalt.

09.09.
Tja, kalt war es wohl die ganze Nacht. Unser Zelt ist auch von innen total bereift. Gegen 8.30 Uhr kommt die Sonne heraus und unser Zelt wird zur Tropfsteinhöhle - wir müssen wohl oder übel aufstehen. Na, gut so, so kann alles in der Sonne noch trocknen. Nach dem Frühstück und Packen dann los. Es ist kalt und klar, es geht sich gut. Die Teiche und Tümpel sind mit einer dün­nen Eisschicht überzogen. Beim Weg durch die Sümpfe immer wieder ein Blick zurück. Mir fällt es in diesem Jahr nicht ganz so schwer, Ab­schied zu nehmen, waren es doch traumhafte 14 Tage und das Wetter verwöhnt uns heute noch einmal richtig. Am Ententeich am Nakajakka machen wir dann Schluss, es wird unsere letzte Nacht im Busch. Die Vorräte sind aufgebraucht, wir haben nur noch das Frühstück für morgen. Es ist herrlich ruhig hier und Ernst gönnt uns ein kleines Abschiedsfeuerchen - wir sind ja nicht mehr im Nationalpark und eine Feuer­stelle ist schon vorhanden. Wir geniessen noch einmal diese Ruhe. Mit der Dämmerung kommen leider wieder Wolken und es beginnt zu regnen, wäre ja auch ein Wunder, wenn wir das Zelt mal trocken einpacken könnten.

10.09.
Klar, dass wir das Zelt wieder nass einpacken! Flott geht es über den Kungsleden hinunter zum Park­platz in Kvikk­jokk. Unser Auto finden wir wieder wohlbehalten vor, Bar­bara, Günter und auch Holger ha­ben Nachrichten und ein paar herrliche Äpfel für uns hinter­lassen. Wir verstauen nur die Rucksäcke und fahren gleich zum Campingplatz nach Arrenjarka. Alles zum Trocknen aufgehängt und die Buschklamot­ten verstaut. Dank Sonne und Wind war alles nach zwei Stunden schon trocken, ging schnell diesmal. Anschliessend gemütlich gegessen und getrunken - nichts war mehr rationiert! Bis zur Sauna ha­ben wir noch Zeit, al­so ab und Preiselbeeren sammeln. Die Sonne hat die Früchte inzwischen richtig reifen las­sen und bei der Fülle hatten wir schnell ein paar Kilo zusammen. Zurück zum Wagen und in die Sauna - nun sind wir nach den 14 Tagen Busch wieder „porentief“ rein. Auf dem Platz herrscht hektisches Trei­ben, eine grosse kanadische Film­gesellschaft macht Aufnahmen für einen Film über die Wanderung der Rentiere. Trotz der Eile erklären die Leute uns aber freundlich ihr Vorhaben auf englisch. Die Kamera­leute schleppen auch keine grossen Kisten mehr herum, sie sind begeistert von den kleinen digitalen Geräten und so kommt es zu einem Erfah­rungsaustausch zwischen Ernst und ihnen. Wir schauen ihnen noch eine Weile zu und fallen dann aber mit Einbruch der Dunkelheit todmüde ins Bett.

11.09.
Traumhaftes Wetter, aber wir wollen doch so langsam in Richtung Heimat weiter. Bei Moskosel verlas­sen wir den Inlandsväg und fahren auf Nebenpisten nach Arjeplog, wollen noch mal ins Silbermuseum. Leider wieder alles „stängt“ - geschlossen. Pech, also weiter. Auf Schotterstrassen geht es nun langsam nach Sorsele und auf dem Inlandsväg bis kurz hinter Storuman. Dort schieben wir uns auf einem Cam­pingplatz an einem Bauernhof ein, für 75 Kronen sehr dürftig. Nur ein Plumpsklo, das war's denn auch schon. Abends noch ein paar Preiselbeeren gesammelt. Hier sieht man uns nicht wieder!

12.09.
Trotzdem gut geschlafen. Es ist leider recht trübe und windig, aber hier wollen wir ja ohnehin nicht blei­ben. Heut soll es über die Stekkenjokk - Strasse gehen. Kurz vor Vilhelmina biegen wir auf den Sagaväg ein und fahren dann zum Klimpfjäll. Die Fahrt geht durch riesige bunte Birkenwälder, die Sonne ist herausge­kommen und die Farben leuchten. Am Trappstegfor­sen - Treppenstufenwasserfall - halten wir und ma­chen Mittagspause. Immer wieder tauchen jetzt Wol­ken auf. Dann wird es gleich emp­findlich kühl. Oben bei Stekkenjokk pfeift es ganz ordentlich und die Sicht ist begrenzt. Erst als wir die Passhöhe hinter uns ha­ben, kommt die Sonne wieder durch. Plötzlich sehen wir neben der Strasse einen blauen Kajak auf einem Trabant-Kombi und daneben eine vertraute Figur. Christian Hübsch! Wer fährt sonst mit solch einem Vehikel hier herum. Auf die Bremse, zurückgesetzt und in die Einfahrt neben den Trabant gefahren. Mit unserem neuen Auto erkennt uns Christian zunächst nicht, aber dann ist das Stau­nen doch gross. Wir klönen, trinken zusammen Kaffee, aber dann müssen wir weiter. Wir fahren noch ein Stück hinunter und biegen dann zum Bjurälv ein. Hier lassen wir den Wagen stehen und marschieren hinter in das Karstgebiet. Hier durchquert der Bjurälv silurischen Kalk und Einbrüche und Dolinen säu­men den gut ausgebauten Weg. Leider ha­ben wir die Grösse des Gebiets unterschätzt. Mit einem halben Tag kommen wir nicht aus; wir müssen umkehren. An einer Schutzhütte unterhalten wir uns noch mit ein paar Schweden, sie sind erstaunt zu erfahren, das wir wissen, worum es bei diesem Gebiet geht. Näch­stes Jahr wollen wir uns mehr Zeit nehmen und uns alles ansehen. Zurück zum Auto, dann Weiterfahrt über Gäddede und Frostviken zum Häl­lingsafallet. Unten an der Abfahrt ein Schild „Vorsicht! Elchjagd!“, aber es ist schon recht spät und die Jäger werden bald nichts mehr sehen können. Trotzdem verzichten wir auf einen Waldspaziergang und hal­ten uns sicherheitshalber nur auf dem Parkplatz auf.

13.09.
Um den Elchjägern aus dem Wege zu gehen, machen wir uns zeitig auf den Weg. Erst ein kleines Stück Schotterstrasse, dann bis Sörvik auf der 342, und wieder auf Nebenstrecken bis zum Inlandsväg bei Lövsberga am grossen Stein. Hier ist jetzt überall Elchjagd und die Schützen hocken entlang der Stras­sen. Auf dem Inlandsväg weiter Richtung Östersund. Abzweigung in die alte Strasse zum Meilenstein problemlos gefunden und dort Mittagspause. Es ist traumhaftes Wetter, weiter bis Sveg, biegen dort auf die Strasse nach Särna ab und fahren noch bis kurz hinter Fulunäs. Dort schieben wir uns auf einem sandigen Platz etwas abseits der Strasse ein. Wir erkunden kurz die Umgebung, es gibt viele Preisel­beeren und ich sammele noch tüchtig. Allerdings ist uns etwas unheimlich hier, man hat immer das Ge­fühl, von vielen Augen beobachtet zu werden. Auch Ernst geht es so. Schlafen aber gut.

14.09.
Ist doch recht kühl heute, so frühstücken wir im Auto, da ist es dank der Heizung schön gemütlich. Auf unserer Fahrt entlang des Västerdalälv haben wir zunächst sehr viel Nebel, die Strecke ist uns unbe­kannt und kurvenreich. In Malung geraten wir in eine riesige Baustelle - Wegweiser sind nicht mehr vor­handen. So fummeln wir uns mühsam hindurch. Es hilft nichts - einfach quer durch die Baustelle ist die einzige Lösung - stört auch keinen. Endlich haben wir die 45 gefunden und fahren weiter in Richtung Südwesten. Auf einem landschaftlich recht hübschen Rastplatz halten wir unsere Mittagspause, leider fehlen hier Toiletten und so sieht die Umgebung auch entsprechend aus. Schade! Wir folgen der 45 weiter nach Süden entlang des Sees Övre Fryken bis kurz hinter Sunne; fahren dann über die 238 und 61 nach Arvika. Eine recht bergige und kurvenreiche Strecke. Noch 60 km und wir haben unser heutiges Ziel - Arjäng - erreicht und schieben uns auf einen uns schon lange bekannten Campingplatz - Summar­vik - ein. Wir sind lange nicht mehr hier gewesen, der Platz ist jetzt groß und vornehm und damit auch recht teuer geworden. Trotz des guten Wetters gefällt es uns hier nicht mehr so recht, aber für heute wol­len wir doch Schluss machen mit der Fahrerei - war lang genug. Wir lassen den Tag ruhig ausklingen.

15.09.
Natürlich heute morgen Regen. Wir stehen erst so gegen 9.00 Uhr auf, Ernst schläft sich heute mal so richtig aus nach der Fahrerei. Mir fällt es wie immer schwer, solange liegen zu bleiben. Unter unserem „Sonnen“dach gefrühstückt und Ruhe gehalten wie zwei uralte Rentner. Gegen Mittag, der Regen hat so sachte aufgehört, mieten wir uns doch noch ein Kanu und paddeln noch etwas hinaus. Ich werde natür­lich wieder für vollkommen unfähig erklärt, die Bootsfahrt hat mir aber trotzdem Spass gemacht. Einträg­lich war der Ausflug aber nicht - trotz mehrfachem Anlandgehen keine Preiselbeeren, nur drei Pfifferlin­ge, von einem Steinpilz war leider nur noch der Stiel gut und 2 schöne Birkenpilze gefunden. War nur ei­ne kleine Zutat zum Abendessen. Heute sehr müde ins Bett.

16.09.
Wir stehen recht spät auf und packen zusammen. Wir wollen doch noch in den Glaskogen fahren und uns dort umsehen. Schon bei der Einfahrt in das grosse Waldgebiet werden wir belohnt, zum ersten Mal sehen wir Birkwild. Ein Hahn und eine Henne schlagen sich neben dem Fahrweg in die Büsche. In Lenungshammar melden wir uns an und erwischen einen sehr schönen Platz auf einer Halbinsel am See. Drei Stockenten kommen und fordern Tribut in Form von Knäckebrotkrümeln. Eine ist so zutraulich, dass sie aus der Hand frisst. Über uns im Baum hämmert ein Buntspecht, ansonsten ist es ruhig hier, Das ge­fällt uns schon besser! Hier können wir herrlich herumstreunen - und nahrhaft ist es hier auch. Preisel­beeren in Hülle und Fülle und auch hinreichend Pilze. So wird das Abendbrot recht reichhaltig und wir gehen zufrieden schlafen.

17.09.
Ausgeschlafen, es ist weiter sehr warm, wir packen die dicken Schlafsäcke weg und holen die Sommer­schlafsäcke wieder vor. Ein Fuchs hat in der Nacht unsere Mülltüte inspiziert, wir dürfen alles wieder ein­kramen. Auch der Specht ist wieder da. Nach einem guten Frühstück machen wir uns auf den Weg. Die Regenjacken werden vorsichtshalber mitgenommen. Wir finden leider nur einen Steinpilz, aber ein paar gute Birkenpilze sind auch nicht zu verachten. Hier ist alles dicht bewaldet, aber wir können doch einen hübschen Blick über den Övre Gla (See) geniessen. Die Pfade sind gut angelegt, aber auch nichts für Ungeübte, durch die Nässe sind die Steine glatt und schmierig. Haben viele Preiselbeeren gesammelt und hatten gut zu schleppen. Angesichts des einetzenden Regens zurück zu unserem Auto und einen ge­ruhsamen Nachmittag verbracht. Wir sind nicht mehr allein hier, zwei Wohnwagen haben sich in unserer Nähe eingeschoben. Aber die Leute sind ruhig und so stören sie nicht. Zum Abendessen eine grosse Pilzmahlzeit mit Nudeln. Bei dem Regenwetter wird es sehr früh dunkel hier im Wald.

18.09.
Die ganze Nacht durch Regen und auch jetzt noch. Ernst holt Wasser aus dem See und wir waschen uns unter dem Vordach. Das Seewasser ist erstaunlich warm. Der Buntspecht ist auch wieder da und häm­mert trotz des Regens munter vor sich hin. Wir verbringen den Vormittag lesend und warten auf besse­res Wetter. Endlich, gegen 12.00 Uhr hört der Regen auf. Wir ziehen die Gummistiefel an, nehmen das Regenzeug mit und machen uns auf den Weg. Es wird eine grosse Runde und die Ausbeute an Preisel­beeren ist erheblich. Ausserdem finden wir noch eine grosse Portion Pfifferlinge und mehrere Birkenpil­ze. Das Abendbrot ist wieder gerettet. Abends dann noch ein kleines Feuerchen am Lagerplatz.

19.09.
Wieder Regen! Der Specht ist aber prompt wieder da und auch die Enten holen sich ihr Frühstück. Wir fahren weiter - hier ist es nur eine Frage der Zeit bis uns Moos und Flechten auf der Haut wachsen - nass genug ist es jedenfalls. Gegen 10.00 Uhr können wir in Lenungshammar unseren Platz bezahlen und quer durch den Glaskogen nach Längserud an die E 18 fahren. Kleine Strassen und schmale Schotter­wege im Regenwetter. Unterwegs steht ein Auerhahn mit einer Henne am Weg. Während die Henne schnell im Wald verschwindet, produziert sich der Hahn zu unserer Freude erst noch richtig. Scheibenwischerrally - es regnet pausenlos. Bei Mariestad in strömendem Regen Mittagspause. Wir fahren noch bis zu Tidaholmen´s Semesterbyen und übernachten dort. Alles ist voller tiefer Pfützen und es regnet weiter was der Himmel hergibt. Wir geniessen die heissen Duschen; der Regen trommelt uns in den Schlaf.

20.09.
Man staune – ohne Regen abgebaut und auch ohne Regen losgefahren. In Store Mosse Pause ge­macht, es ist immer noch trocken. Alles ruhig hier, nur eine Rohrweihe kämpft mit dem Wind, mit dem Fernglas weit weg noch einen Kranich gesichtet. An der E 4 - Rasten noch vollgetankt - in Molletofta gibt es ja keinen Diesel mehr. Auf der Fähre leiste ich mir ein schmackhaftes Krabbenbrot. Gegen 15.00 Uhr erreichen wir Dänemark - eine schlechte Zeit an einem Wochentag. Auf der Autobahn geraten wir voll in die Rushhour. Um Kopenhagen herum wird ein irrsinniges Tempo gefahren, Auto an Auto, dazu bei den vielen Ausfahrten ständig Spurwechsel. Von einem Tempolimit scheinen die noch nichts gehört zu haben. Entweder mitfahren oder untergehen. Ernst flucht und fährt, fährt was der Wagen hergibt. Erst ca. 50 km südlich von Kopenhagen wird es wieder etwas ruhiger. Da wir noch ein paar Tage Zeit haben und das Wetter ansprechend ist, biegen wir an der Storströmbrücke nach Moen ab. Vor vielen Jahren sind wir schon einmal hier gewesen, aber nur nach der Erinnerung, die keine mehr ist, machen wir erst­mal eine Inselrundfahrt und finden erst durch die Hilfe eines freundlichen Dänen über Steege zum Cam­pingplatz bei Moens Klint. Auf dem Platz hat sich vieles verändert, neue Waschhäuser sind ent­standen und eine schöne Küche mit Aufenthaltsraum ist hinzu gekommen. Es ist immer noch stürmisch und unser Vordach schlägt heftig in den Böen.

21.09.
In der Nacht lässt der Sturm nach, das Auto wackelt nicht mehr. Am Morgen weckt uns ein nur zu gut be­kanntes Geräusch - es regnet mal wieder. Na gut, dann gehen wir erstmal in aller Ruhe duschen - herr­lich! Anschliessend in Ruhe gefrühstückt. Bei nachlassendem Regen gehen wir los an die Steilküste. Der Regen hört auf, wir steigen die 436 Stufen an der Küste durch herrlichen Buchenwald ans Meer hin­unter. Die Brandung ist noch beeindruckend. Wir gehen in südlicher Richtung an der Ostsee entlang bis ans Ende der Steilküste zum Leuchtturm und dann oben, fast immer direkt an der Oberkante der Klippen, zurück. Es ist richtig schön geworden und die Ausblicke über die weissen Kreidefelsen hinaus auf`s Meer sind phantastisch. Am Ufer ist das Wasser milchig weiss, dann grün und draussen dunkelblau. Auf einer Kreideklippe können wir einen Baumfalken beim Hinunterschlingen seiner Beute beobachten. Durch das Fernglas können wir die Zeichnung des Gefieders ganz genau erkennen. Selten, dass man auf einen Falken herabblicken kann. Gegen 15.00 Uhr sind wir nach fünfeinhalbstündiger Wanderung wieder am Auto. Kaffe und „Tortekuchen“ - schwedisches Fladenbrot mit Quark und Apfelsinenmarmelade - schmecken wunderbar. Anschliessend noch ein kleiner Verdauungsspaziergang durch den riesigen Park eines alten Herrenhauses mit schönen alten Bäumen. Wieder zurück ein fürstliches Abendbrot - vermut­lich durch´s Herrenhaus inspiriert - Spaghetti, 2 Scheiben Schweinebraten und eine leckere Sosse. Noch ein Rundgang über den Platz, den phantastischen Abendhimmel bewundert und endlich Feierabend mit dem obligatorischen Schnaps.

22.09.
Bilderbuchwetter - sonnig und warm. Nach dem Frühstück wie­der los, wieder die 436 Stufen hinunter ans Meer und entlang der Kreideklippen Richtung Norden spaziert. Lassen uns Zeit, geniessen den Tag, su­chen im Flintgeröll nach Versteinerun­gen. Wir finden in den Kreideklippen auch die uns in Erinnerung gebliebenen Schwalbennester wieder. An einer sandigen Stelle am Ufer erlauben wir uns ein angeneh­mes Fussbad. An Ver­pflegung haben wir heute für jeden nur einen Apfel und zwei Stückchen Schokola­de mit. Ziemlich am Ende der hohen Klip­pen durch die Steilküste und die Parkanlagen zum Schlösschen Liselund aufgestiegen - hier im Windschatten ist es fast zu warm! Dann wieder durch z.T. versumpfte Buchenwälder zurück zur Steilküste und immer im Wald an der Abbruchkante der Klippen entlang. Wir machen oft Pause und schauen über die Ostsee. Hier zeigen die Wälder allenfalls einen ersten An­satz vom Herbst, wenn wir da zurückdenken an die Farben­pracht im Norden! Dort dürfte jetzt schon alles kahl sein - viel­leicht liegt schon Schnee. Heute sind wir nach sechseinhalb Stunden wieder zurück - habe ich mir am letzten Tag doch noch eine Blase gelaufen! Nach dem Fastentag zum Abendbrot tüchtig Bratkartoffeln mit Speck und Spiegeleiern, dazu Salat aus roten Bohnen. Nahrhaft, nahrhaft - das Defizit des Tages wird mehr als ausgeglichen. Es war herrlich, ich falle todmüde ins Bett.

23.09.
Um 9.00 Uhr starten wir zur Fähre. Die Strassen sind leer und es geht alles sehr schnell - gegen 12.00 Uhr sind wir schon in Klausdorf. Wir sammeln noch tüchtig Schlehen, werden dabei natürlich vom Regen überrascht und faulenzen den Rest des Tages. Abends zum Essen und Biertrinken in´s Restaurant auf dem Campingplatz.

24.09.
Heute geht es zu einer Tagung der Höhlenforscher nach Bad Segeberg. Nach einigen Rundfahrten fin­den wir den Campingplatz. Wir sind die ersten, aber bald darauf kommen die Freunde auch an. Wir füh­len uns, als seien wir in eine grosse Familie zurück gekehrt. Der Urlaub ist zu Ende - schade, es war su­per.