20.08.
Als Rentner haben wir ja jetzt viel mehr
Zeit,so können wir heute schon in aller Ruhe unser Auto beladen. Gegen
Abend kommen Barbara und Günter und wir ziehen vergnügt in den Ratskeller und
gönnen uns noch ein paar gute Bierchen in angenehmer Atmosphäre.
21.08.
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Pünktlich um 8.00 Uhr starten wir von Bad Gandersheim gen
Norden. In Seesen schließt sich Holger mit seiner „Nordlandkalesche“
unserem Konvoi an. In Bienenbüttel wird bei Familie Kempe Halt gemacht, die
Hunde und die Meerschweinchen werden abgeliefert und gut gefrühstückt.
Anschließend wird noch das Dachzelt auf Barbara`s Auto montiert. Holger macht
sich dann gleich auf die Socken, wir bleiben noch etwas bei unserer
Tochter. Aber dann ziehen auch wir weiter und als
wir gegen 16.00 Uhr in Klausdorf auf dem Campingplatz ankommen, ist Holger
schon da und hat bereits die Plätze klargemacht. Abends dann im Restaurant „Steilküste“ das
traditionelle Abschiedsessen mit Schnaps und Bier.
22.08.
Trotz Sonntag und Urlaub ist um 6.00 Uhr Wecken. Holger ist schneller
fertig und fährt schon vor uns ab.
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Wir erreichen die Fähre von Puttgarden nach Rödby um 8.15
Uhr. Sie ist erstaunlich leer und sehr sauber. Holger hat wohl schon die
Fähre um 7.45 Uhr erwischt, jedenfalls sehen wir ihn nicht mehr. In
Dänemark sind die Autobahnen noch leer, nur um Kopenhagen ist etwas mehr
Verkehr. Auch in Helsingör brauchen wir nicht zu warten und kommen sofort auf
die Fähre nach Schweden. So sind wir schon gegen 12.00 Uhr in Helsingborg. Als
wir von der Fähre herunterfahren, entdecken wir in der Kolonne vor uns Holger
mit seinem unübersehbaren Auto und nehmen sofort über Funk Kontakt auf. Wir sind
in Dänemark auf der Autobahn wohl doch reichlich schneller gefahren als er.
Weiter geht es auf der E 4 bis zum Rastplatz Molletofta in der Nähe von
Klippan. Ich erstehe die letzte Tüte Filmjölk, wir teilen sie mit den anderen.
Die Tankstelle führt keinen Dieselkraftstoff mehr, aber wir haben noch
genügend Vorrat. Nach der Mittagspause geht es weiter auf der E 4 bis Värnamo,
dort biegen wir Richtung Mariestad nach Nordwesten ab. Am Nationalpark
Store Mosse machen wir nochmals Rast und vertreten uns die Füsse. Am
Aussichtsturm stolzieren in unmittelbarer Nähe zwei Kraniche vor uns herum, die
sonst so scheuen Vögel kümmern sich nicht um uns. Sonst ist aber nichts zu
sehen. Bei herrlichem Wetter geht es dann weiter. Holger will bis zu einem
Rastplatz bei Mariestad durchfahren und dort übernachten, Günter und
Barbara und wir franzen uns mühsam über Nebenstrecken zum Campingplatz
„Tidaholmens Semesterbyen“ durch und übernachten dort. Da wir die
schwedische „Kampingkort“ haben, ist es für uns wesentlich billiger.
Unser Abendspaziergang ist nur kurz, es wird doch schon recht früh dunkel. Die
Preiselbeeren sind hier noch nicht reif und für Pilze war es wohl zu
trocken. So kommen wir ohne „Beute“ zurück zum Platz. In der Nacht dann
sternenklar und erster Nachtfrost.
23.08.
Bei super Wetter aufgestanden und so richtig lange gefrühstückt.
Barbara genießt noch mal die Dusche ausgiebig, in den nächsten Tagen wird es
diesen Luxus nicht mehr geben. 8.30 Uhr geht es dann wieder auf die Piste. Auf
den Feldern sehen wir viele Kraniche und Weißwangengänse, Eichhörnchen huschen
über die Strasse und auch zwei Haselhühner lassen sich sehen. Über die 48 fahren
wir über Skövde mit seinen vielen Kreiseln nach Mariestad, biegen für ein paar
Kilometer auf die E 20 ein und dann bei Hasslerör auf die 64 und haben damit den
Inlandsväg erreicht. Ihm werden wir nun bis Jokkmokk folgen. Nun geht es bis
Kristinehamn immer mehr oder weniger am Ufer des Vänersees entlang nach Norden.
Leider ist vom See von der Strasse aus kaum etwas zu sehen. Immer noch auf der
64 fahren wir über Storfors und Filipstad weiter. Kurz hinter Persberg machen
wir abseits der Strasse an einem Badeplatz Mittagspause. Der Himmel hat sich
bezogen und bei der Weiterfahrt über Vansbro und Mora geraten wir in eine
ergiebige Regenfront. Vom Siljansee sehen wir so nicht viel. Unsere Absicht, den
Bärenpark in Grönklint zu besichtigen, können wir nicht verwirklichen, wir
finden die Einfahrt nicht. So fahren wir auf der 45 weiter in Richtung Sveg.
Rechts Wald, links Wald, ab und zu mal eine Baustelle. Nach Sveg geht es weiter
über Älvros bis kurz vor Ytterhogdal. Dort biegen wir auf die 296 ein und fahren
noch ein kurzes Stück bis zu einem Rastplatz am Fluss Ljusnan. Wir wundern
uns schon nicht mehr, wieder Holger dort anzutreffen. Die Sonne kommt wieder
heraus und wir können in aller Ruhe draußen unser Abendbrot kochen. Nur
Barbara hat Pech, ihre beiden altbewährten Benzinkocher sind nicht in Gang zu
bringen. Wir sammeln noch etwas Holz und machen am Windschutz ein richtig
schönes Lagerfeuer und genießen den Abend. Es wird noch richtig romantisch,
als der Mond herauskommt und sich im Fluss spiegelt. Müde und zufrieden
geht es in die Schlafsäcke.
24.08.
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Wir sind schon 6.45 Uhr auf den Läufen. Frühstück und
Packen bei Sonnenschein. Heute steht uns ein langer Fahrtag bevor. Aber bei dem
guten Wetter macht es Freude, die herrliche Landschaft vorüber ziehen zu
sehen. Wir fahren zur 45 zurück und weiter über Asarna und Brunflo nach
Östersund. Die neue Umgehungsstrasse ist jetzt fertig, so bekommt man von
Öster-sund nichts mehr zu sehen. Vor Hoting machen wir am grossen Stein,
auf den irgendein Spassvogel ein Gesicht gemalt hat, Mittagspause. Auch hier
sind die Preiselbeeren noch nicht reif. Dann geht es weiter über Dorotea und
Vilhelmina nach Storuman. Dort Foto- und Filmpause am „grossen Mann“, der
unserem „wilden Mann“ aus dem Harz zum Verwechseln ähnlich sieht. Die
Fahrt geht immer auf der 45 weiter über Sorsele bis kurz nördlich von
Arvidsjaur auf einen uns schon lange bekannten Rastplatz abseits der
Strasse. Leider ist dieser an sich recht hübsche Platz durch polnische
Beerensucher arg verdreckt, wir werden uns künftig wohl einen anderen Platz zum
Übernachten suchen müssen. Sehr gut zu abend gegessen und einen kleinen Rundgang
gemacht. Zunächst sind die Mücken noch recht aktiv, aber bei
zunehmender Kälte und auffrischendem Wind verziehen sie sich dann doch.
Nach der langen und anstrengenden Fahrerei sind wir müde und schlafen gut. Als
ich um 4.30 Uhr mal wach werde, ist es bereits taghell.
25.08.
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Zum Frühstück Sonne, Wind und Mücken.
Ich koche noch die wenigen, gestern gefundenen Preiselbeeren, dann fahren
wir zurück nach Arvidsjaur, sehen uns das alte samische Kirchdorf an und kaufen
noch ein. Barbara, nun wohl überzeugt von der Zuverlässigkeit unserer
Spirituskocher, ersteht auch eine schwedische Sturmkökk Marke Trangia. Dann geht
es weiter nach Jokkmokk. Kurz vor Jokkmokk noch Halt am Polarkreis für die
obligatorischen Erinnerungsfotos. In Jokkmokk im ICA - Markt „Rajden“ noch
Lappenpappe - Fladenbrot - und einige Kleinigkeiten eingekauft und ins
Samenmuseum „Ajte“ gegangen und uns die sehr interessanten Ausstellungen
angesehen. Kurz hinter Jokkmokk verlassen wir den Inlandsväg und biegen
nach West- Nord-West ab. Über Björknäs und Tjamotis fahren wir noch ca. 120
Kilometer bis zum Campingplatz Arrenjarka. Wieder die gewohnten Plätze bezogen,
noch schnell in die Sauna und ein bißchen spazieren gegangen. Abends wird es
dann recht kühl.
26.08.
Gut geschlafen, ein ausgiebiges Frühstück und dann wird es ernst!
Rucksäcke packen. Zunächst breitet sich das übliche Chaos aus. Fladenbrot,
Spiritus, Dauerwurst, Müsli, Socken .. und .. und..., alles in buntem
Durcheinander. Aber dann passt alles doch in die Rucksäcke. Nichts vergessen?
Diesmal habe ich eine Federwaage mit, ich will endlich wissen, was wir so
schleppen. Mein Rucksack bringt 19,1 kg, Ernst hat 20,3 kg auf den Buckel zu
nehmen. Wir haben diesmal auf die Bergstiefel verzichtet, wir wollen wieder wie
früher nur mit guten Gummistiefeln gehen. Für die „Freizeit“ haben wir nur
leichte Teva - Sandalen mit. Um es vorwegzunehmen: diese Lösung hat sich
bewährt! Barbara und Günter haben ein paar Kilo mehr zu tragen. Nach dem
Mittagessen kommt auch Holger noch kurz vorbei. Er will auf dem Parkplatz
in Kvikkjokk übernachten. Danach hält Barbara Mittagsschlaf, Ernst und Günter
lesen und ich ziehe los, die Gegend erkunden. Natürlich habe ich nach
Preiselbeeren gesucht und dann auch 3 kg erstmal mitgebracht. Da sie ganz
trocken sind, können wir sie für längere Zeit im Auto lagern. Später dann
Sauna, Abendessen mit viel Nudeln und ein kleiner Spaziergang. Danach
unseren guten Schnaps und ab in die Schlafsäcke.
27.08.
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Wir stehen zeitig
auf, frühstücken und treffen die letzten Vorbereitungen. Wir sind gespannt, wie
es wohl in Kvikkjokk aussehen wird - wieviel Fahrzeuge auf dem Parkplatz sein
werden, wie der Wasserstand im Fluss sein und das Wetter werden wird. Dann
fahren wir die letzten paar Kilometer und sind 9.30 Uhr dort. Nun, viel ist
nicht mehr los, auch im Fluss ist nur wenig Wasser. Nur zwei junge Deutsche
bereiten sich umständlich auf die Tour vor mit Bundeswehr-einfach-Ausrüstung.
Holger sitzt noch beim Frühstück, er will erst morgen aufbrechen. Er hat
einen Haufen High-Tec in seinem Wagen und schickt jeden Tag über Notebook und
Handy einen Bericht ins Internet. Wir nehmen die Rucksäcke auf, müssen uns noch
für eine Aufnahme für den Bericht vor Holgers Digital-Kamera stellen und können
dann endlich losgehen. Der Morgennebel hat sich verzogen, es ist nur leicht
bewölkt - gutes Wetter zum Laufen. Die Rucksäcke kommen uns noch recht
schwer vor, aber das kennen wir, nach ein paar Tagen hat man sich daran
gewöhnt. Wir kommen gut voran, mir kommt der Weg nicht mehr so steil und
schwierig vor wie früher. Gegen 11.00 Uhr haben wir die Brücke - wir gehen
noch auf dem „gepflegten“ Kungsleden , da gibt es soviel Zivilisation noch -
erreicht. Pause mit Knäckebrot, Gänseschmalz, Dauerwurst und Kaffee. Wir freuen
uns an der Herbstfärbung. Schon recht weit in diesem Jahr. Bald darauf verlassen
wir den Kungsleden und gehen durch bis zum See Stuor Tata. Wir legen die
Rucksäcke ab - Sattelpause nennen wir das - und löschen unseren Durst mit Wasser
aus dem See und Brausetabletten. Danach müssen wir einen langen und
anstrengenden Anstieg bewältigen. Der Fichten- und Kiefernwald bleibt zurück,
hier oben gibt es nur noch Birkenwald in überwältigender Herbstfärbung. Satte
Gelb - und Rottöne beeindrucken das Auge. So schön haben wir es zu Beginn
einer Tour noch nicht erlebt. Man gerät richtig in einen Farbenrausch! Am
Kaulquappentümpel noch eine Pause mit Müsliriegel bei einsetzendem leichten
Regen, dann geht es weiter. Gott sei Dank lässt der Regen wieder nach. Noch
ein kurzer Anstieg und wir haben unseren vorgesehenen Biwakplatz am Rande der
Pareksümpfe bei einem kleinen See gegen 16.00 Uhr erreicht. Die Zelte
werden aufgebaut und wir richten uns ein. Es ist noch zu früh zum
Abendessen, so streifen wir noch in der Umgebung herum. Der größte Teil der
Multbeeren ist schon überreif und vertrocknet, aber Ernst findet noch einen
halben Hut voll der wohlschmeckenden goldgelben Beeren in genießbarem
Zustand. Trotz des bedeckten Himmels ist die Herbstfärbung auch hier
faszinierend, wir bleiben immer wieder stehen und sehen uns um. Zum Abendbrot
die bewährte Mehrkorngrütze mit Schwärchenwurst, schmeckt so richtig nach
Urlaub! Zum Abschluss noch ein heisser Kaffee. Nach dem Abwasch gehen Günter,
Ernst und ich noch mal los. Barbara ist wohl doch recht geschafft und Durchfall
macht ihr zu schaffen. So bleibt sie lieber in der Nähe des Lagers bei guten
Deckungsmöglichkeiten. Pünktlich 20.00 Uhr, zur Schnapstime, sind wir wieder bei
den Zelten. Der Schnaps scheint Barbara auch gut zu tun - geht eben doch um die
Gesundheit, nicht um die böse Lust - und so machen wir alle zusammen noch
einen kleinen Spaziergang. Aber dann fordert der Körper doch sein Recht und
wir gehen schlafen. In der Nacht kakeln Schneehühner in der Nähe.
28.08.
Es ist hell und warm und wir können draußen frühstücken.
Die Sonne ist sehr angenehm. Gegen 8.30 Uhr brechen wir auf, es ist
heute nur eine kurze Tour vorgesehen, die Rucksäcke drücken
doch und da tut es gut zu wissen, dass Mittag Schluss ist. Der Weg
durch die Sümpfe zieht sich trotzdem. Der Parekjakka führt
nur wenig Wasser, so ist die Querung am Parekjaure für mich
recht angenehm. 12.00 Uhr haben wir den letzten leichten Anstieg bis
zum Biwakplatz unweit des Parek`s Samevista geschafft und machen
erst mal Mittagspause. Danach schlagen wir die Zelte auf und richten
uns ein. Barbara hält wieder
Mittagsschlaf, die Männer zigeunern irgendwo in der Nähe
herum und ich schreibe erstmal Tage-buch. Gegen 15.30 Uhr taucht dann
Holger auf. Er ist von Kvikkjokk bis hierher gleich durchgegangen -
haben wir früher auch mehrfach gemacht. Immer wieder ziehen
Rentiere mehr oder weniger weit entfernt vom Lager vorbei. Ich
gehe nun auch noch bis zum Schneefeld am Kaskakorsajakka empor, die
bisher hier vorhandene Schneebrücke ist eingebrochen. Die
Blaubeeren sind in diesem Jahr sehr klein, trocken und nicht sehr
schmackhaft, das Sammeln lohnt nicht. Trotz der immer dichter
werdenden Bewölkung leuchten die Farben der Polarbirken und
der Kräuter. Besonders das Kraut einer unbekannten Pflanze zeigt
ein Rot in allen Schattierungen von hellrot bis zu einem fast schwarz
wirkenden Dunkelrot. Als es anfängt zu nieseln verkriechen
Ernst und ich uns in unser Zelt - zum Nasswerden haben wir sicher
noch oft genug Gelegenheit. Durch den offenen Eingang sehe ich
plötzlich einen grossen Tierrücken zwischen den Birken. Für
ein Rentier ist er viel zu gross - wir nehmen die Ferngläser -
klar, ein Elch! Also, Kameras her und noch auf Socken raus und
versucht, näher heran zu kommen. Es gelingt uns,, einige gute
Aufnahmen zu machen. Es ist ein noch recht junger Elchbulle. Als er
vorübergehend im Birkenbusch verschwindet, holen wir
schnell die Sandalen aus dem Zelt und erwischen ihn dann nochmals
recht nah. Immer wieder versucht er, Witterung von uns aufzunehmen,
schliesslich trollt er sich davon. Leider haben unsere Freunde davon
nichts mitbekommen, sie haben oberhalb der Birken einige Rentiere
beobachtet und rufen konnten wir sie nicht, dann wäre der
Elch sicher ganz schnell verschwunden. Nach dem Abendbrot noch ein
kleiner Spaziergang bis zu Schnapstime und dann in die Schlafsäcke.
29.08.
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Es ist Sonntag. Das Wetter weiss noch nicht so recht was es will. Also
aufstehen - frühstücken - packen. Holger ist schneller
fertig, lässt das Zelt stehen und geht eine halbe Stunde vor uns
nur mit leichtem Gepäck in Richtung Parek - Parte - Kamm
los. Dann sind auch wir so weit und brechen auf. Ständig leicht
ansteigend gehen wir auf einem Pfad am Hang des Partemassivs in
Richtung Westen. Den ersten kleineren Fluss können wir auf
einer Schneebrücke ohne Schwierigkeiten queren. Die
Schlucht des grösseren Säkokjakka wird zwar auch noch
von einer Schneebrücke überspannt, aber sicherheitshalber
steigt Ernst zunächst in die Klamm ab und kontrolliert die Sache
von unten. Er kann wie in eine Höhle unter die Schneebrücke
klettern und macht dabei Filmaufnahmen. Nach seiner Meinung
müsste der Schnee noch tragen und so probiert Günter als
Erster den Übergang ohne Gepäck aus. Ich folge dann mit
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Rucksack, Ernst filmt das Ganze. Der Schnee ist teilweise vereist, man muss
aufpassen, wo man die Füsse hinsetzt und so dauert die Querung eine Weile, zumal
wir aus Sicherheitsgründen nur einzeln hinüber gehen. Der Aufstieg aus der
Schlucht ist recht steil und anstrengend. Kurz unterhalb des Tjeurajaure halten
wir am Ufer eines kleinen Flusses Mittagsrast. Im Windschatten ist es in der
Sonne sehr angenehm. Danach geht es weiter bergauf zum Säkok auf etwa 1.200 m.
Das letzte Stück geht es über ein Schneefeld und Schrofen steil hinauf. Oben ist
es sehr windig, wir suchen uns eine windgeschützte Stelle und warten dort
auf Barbara und Günter. Sie waren noch tief unter uns. Die Sicht von hier ist
überwältigend. Nach Süden können wir weit über Kvikkjokk hinaus sehen, nach
Osten reicht der Blick über die ganze Hochfläche bis zu den ostwärtigen
Randbergen der Ivarlako, im Norden ist die Sicht durch das Partemassiv und im
Westen durch die Berge des Padjelanta begrenzt. Nach einer Weile kommen
auch Barbara und Günter oben an, Günter steigt sogar noch mal bis unter das
Schneefeld ab und holt Wasser für die Brausetabletten. Selbst hier oben
blüht an einer geschützten Stelle zwischen dem Blockwerk noch Gletschermohn und
eine kleine blaue Blume, vielleicht eine Enzianart. Wir geniessen eine ganze
Weile die Aussicht und erholen uns von dem Aufstieg. Dann geht es bei heftigem
Wind über den Kamm hinunter in ein Kar - wir haben es vor Jahren mal „Arsch der
Welt“ getauft, als wir bei Wind und Nebel dort einen brauchbaren Biwakplatz
gesucht haben. Heute sieht es im Sonnenschein viel freundlicher aus, ausserdem
brauchen wir den Platz nicht mehr zu suchen, wir haben ihn schon damals mit
einem weithin sichtbaren Steinmann markiert. Es ist eine kleine Mulde im Hang,
gerade gross genug für drei Zelte und die einzige windgeschützte Stelle in
dem grossen Kar.Für die weit zurückgebliebenen Barbara und Günter hängen wir
eine rote Rucksackhülle auf einen Bergstock und stellen dies als Signal für sie
auf. So können sie uns nicht verfehlen, denn wenn wir uns in der Mulde nicht
aufrichten, sind wir und auch unser Zelt nicht zu sehen. Als Barbara und Günter
ankommen, ist Barbara restlos fertig und muss sich erstmal ausruhen. Die
Tour ist wohl doch zu anstrengend für sie. Am Abend machen wir noch einen
Spaziergang zum Aussichtspunkt über der Njatjosvagge. Auf dem Rückweg
zu den Zelten sehen wir noch einen Goldregenpfeiffer. Zur Schnapstime
besprechen wir die Lage. Günter und Barbara entschließen sich,
zurückzugehen. Da Günter mit uns schon mehrfach hier war und die Gegend
kennt, haben wir keine Bedenken, wenn Ernst und ich weitergehen und sie
allein zurück gehen lassen. Etwas bedrückt gehen wir
schlafen.
30.08.
Es ist recht neblig und sehr windig heute morgen. Wir frühstücken
noch gemeinsam, danach packen wir zusammen. Der Abschied von Barbara und Günter
fällt doch recht schwer. Dann gehen Ernst und ich los. Zunächst geht es hinunter
in die Klamm des Ruopsokjakka. Es gibt hier nur eine Stelle, an der man bis
zum Fluss hinunter steigen kann, wir finden sie auf Anhieb. Unten in der
Klamm ist es windgeschützt und wir machen etwas Pause. Dann beginnt der sehr
steile Ausstieg hinauf auf die Schulter der Tjeura. Hier oben geraten wir
in die Wolken, der Wind ist heftig und saukalt. So verzichten wir auf die
Aussicht in die Njatjosvagge, bei den Wolken hätten wir ohnehin kaum etwas sehen
können, und marschieren gleich auf dem kürzesten Weg über die Blockhalden. Bei
den Teichen am Nordende der Fläche finden wir endlich einen halbwegs geschützten
Platz für die Mittagspause. Ab und zu regnet es etwas, die
Wolkenfetzen jagen am Hang entlang. So halten wir uns hier nicht lange auf
und gehen bald weiter. Der Abstieg über die Felsbänder hinunter zum
Palkatjakka ist schwierig, aber hier sind wir aus dem Wind. Vorsichtig
tasten wir uns durch das Schrofengelände hinab. Lieber langsam und sicher, es
darf einfach nichts passieren. Noch ein Stück am Fluss aufwärts und wir haben
unseren bekannten Biwakplatz unterhalb des Wasserfalls erreicht. Wir können
noch in Ruhe das Zelt aufbauen und einrichten, dann beginnt es um 14.30 Uhr
richtig zu regnen und zu stürmen. Im Zelt liegen wir warm und trocken und
hoffen, dass der Sturm nicht allzu heftig wird. Gegen 18.00 Uhr wird im Zelt
gekocht und gegessen, draussen ist Weltuntergang - also weiter schlafen und auf
besseres Wetter hoffen.
31.08.
Wir haben gut geschlafen. Der Blick aus dem Zelt zeigt uns, dass die Welt
scheinbar verschwunden ist, Sicht etwa 3m! Der Sturm hat zwar
aufgehört, aber es regnet noch recht derbe. Also umdrehen und
weiterschlafen. Erstaunlich, wieviel Stunden man so wegratzen
kann. Kurz vor Mittag springen wir beide aus dem Zelt und duschen
ganz ohne Sanitäreinrichtung - der Himmel macht´s möglich.
War recht erfrischend. Kurz danach hört der Regen auf, wir
können sogar schon draussen essen. Um weiter zu gehen, ist es zu
spät. Die nächste Tour ist sehr lang geplant und in den
Hochlagen sind kaum Plätze für unser Zelt zu finden. So
laufen wir im Tal umher, sehen uns den Wasserfall an und können
die Rentiere beim Durchwaten des Flusses beobachten. Das reissende
Wasser reicht ihnen oft bis zum Bauch, mit den Gummistiefeln
hätten wir da keine Chance, trocken hindurch zu kommen. Gegen
Abend können wir dann noch Renbullen beim Kämpfen
beobachten, die Brunftzeit steht unmittelbar bevor. Aber so ganz
ernst scheint es noch nicht zu sein. Später kommt sogar die
Sonne heraus und wir gehen in der Hoffnung auf gutes Wetter
schlafen.
01.09.
![](svlb4lbf.jpg)
Denkste! Maximale Sichtweite etwa 5 m. Wir frühstücken und
packen trotzdem. Wir kennen das Gelände. „ Ich bin
hinaus gegangen, den Sonnenschein zu fangen“, - vielleicht
gelingt es ja noch. Wenigstens regnet es nicht mehr. Als wir
losgehen, können wir den Wasserfall wohl hören - aber zu
sehen ist nur grau in grau. Auch oben auf der Hochfläche der
Luottolako ist die Sicht nicht besser. Die Wolken können
nicht sehr hoch reichen, die Sonne scheint hinein und es ist
wahnsinnig hell. Das Grau ist einem blendenden Weiss gewichen.
Dazu kommt, dass das helle Gestein
- teilweise scheint es fast reiner Feldspat zu sein - das Licht auch
noch reflektiert. Mein lichtscheuer Mann muss die Gletscherbrille
aufsetzen, sonst wird er sicher schneeblind. Auch ich krame die
Sonnenbrille hervor. Wir können uns nur am Wind orientieren, nur
ab und zu gelingt es ihm, die Wolken für ein paar Sekunden
auseinander zu reissen. Dann können wir sehen, dass wir
immer noch auf dem richtigen Wege sind. Bei diesen
Sichtverhältnissen beschliessen wir, durch die Naitesvagge
in die Sarvesvagge abzusteigen, der ursprünglich
geplante Weg unter dem Svenonius - Gletscher entlang in die
Jeknavagge ist uns unbekannt - das sollte man bei 5 m Sicht doch
nicht riskieren. Schade, aber hier muss man sich nach der Natur
richten, dagegen gehen senkt die Überlebenschancen doch
erheblich. Bis fast zum Einstieg in die Naitesvagge brodeln
die Wolken um uns herum, aber wir finden den Weg dank unserer
Ortskenntnis punktgenau. Vom hier früher vorhandenen kleinen
Gletscher ist nur noch ein Schneefeld geblieben, aber wir haben
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den Einstieg ins Tal
vor vielen Jahren auch schon völlig schnee - und eisfrei erlebt. Auch hier
geht es zunächst durch Schrofen steil zum Bach hinunter, der weitere
Abstieg führt immer auf dem Steilhang entlang - wir kommen uns vor wie
Einwohner von St. Andreasberg - Hanghühner, ein kurzes und ein
langes Bein. Zudem ist der Hang oft versumpft und man muss höllisch aufpassen,
dass man nicht wegschmiert. Teilweise gehen wir deshalb mit den
Gummistiefeln im seichten Wasser am Ufer. So kommen wir besser vorwärts.
Das Tal ist lang und der Weg zieht sich. Aber weiter unten kommt dann die Sonne
heraus und belohnt uns mit ihrer Wärme für die Mühen. Unten in der
Sarvesvagge auf der Naitevalta erst nach langem Suchen einen
windgeschützten Platz für das Lager gefunden. Es weht immer noch
heftig und wir wollen nichts riskieren. Zelt aufgebaut, die Grütze
eingeweicht und Blaubeeren „äsen“ gegangen.Hier im Tal sind sie gross, reif
und süss. Rundherum sieht das Wetter schon wieder bedrohlich und finster
aus, aber es regnet - zumindest bei uns - nicht. Oberhalb im Tal des
Sarvesjakka geht Schauer auf Schauer herunter. Nach der guten Abendmahlzeit
- wieder Grütze mit Schwärchenwurst - und den vielen Blaubeeren sind wir
pappesatt, ein Verdauungsspaziergang ist dringend geboten. So gehen
wir noch hinunter zum Sarvesjakka und sehen nach dem Wasserstand.
Zurück am Zelt noch die obligatorische Schnapstime und dann in die Schlafsäcke.
02.09.
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Heute lange geschlafen und, da es nicht so kalt ist, im Fluss richtig
gewaschen. Gefrühstückt, gepackt und in Richtung Rapadalen aufgebrochen. Der Weg
hier unten im Tal führt auf Elchwechseln durch dichten Birkenwald und
Sümpfe. Oft haben die Elche die Wechsel so stark durchgeknetet, dass die
Gummistiefel im Schlamm gerade noch reichen. Wir queren eine Vielzahl
kleinerer Bäche. Überall, wo wir hinsehen können, hängen dicke Wolken. Es
ist warm, man hat das Gefühl, dass es jeden Moment anfangen will zu regnen.
Mehrfach müssen wir, lange bevor wir an die eigentlichen Flüsse
kommen, im Wald deren Hochwasserbetten durchsteigen. So um die hundert
Meter breit ist der Waldboden aufgerissen und mit Blockwerk übersät. Zur
Schneeschmelze ist das Gelände wohl nicht mehr passierbar. Bei leichtem
Nieselregen und Wind dann Mittagspause an einem solchen Geröllfeld.
Die paar Birken halten den Regen kaum ab, was soll's. Wir finden immer
wieder Stellen, wo das Gras niedergedrückt ist, hier haben wohl Elche
gerastet. Auch Elchlosung und Bärendreck liegt auf den Pfaden, gesehen
haben wir von dem Viehchern aber nichts. In diesem unwegsamen Gelände möchte ich
auch nicht unbedingt einem Bären auf kurze Entfernung begegnen. Gegen 13.00
Uhr erreichen wir unten im Tal, nicht weit von der Einmündung des
Sarvesjakka in den Rapaätno, in der Nähe einer Kota einen grossen freien Platz.
Vor den Bergen auf der anderen Talseite steht ein prächtiger Regenbogen -
schön anzusehen, aber halt mit Regen verbunden. Schon fängt es hier auch an zu
tröpfeln, wir schlagen unser Zelt auf und verkriechen uns. Noch können wir den
Eingang auflassen. Ein paar Rentiere ziehen vorbei, eine junge Kuh äugt
neugierig in unsere Hütte. Es regnet und regnet und der Wind wird
stürmisch. Nur gut, dass wir einen halbwegs geschützten Platz erwischt
haben. Nun, dann schlafen wir eben wieder. Zum Abendbrot koche ich im Zelt
Erbswurstsuppe mit Schwärchenwurst und gerösteten Zwiebeln - lecker! Die zwei
Stunden bis zur Schnapstime verpennen wir doch tatsächlich auch noch. In der
Nacht dann sehr starker Sturm. Wir wachen oft auf.
03.09.
Morgens regnet es noch leicht, aber wir wollen weiter. So wird teilweise im
Zelt gepackt. Die Regenhose tut jetzt gute Dienste. Das Gelände ist sehr
sumpfig, obwohl wir schon etwas am Talhang gehen. Die Gummistiefel reichen für
die kleinen Bäche gerade noch, hoffentlich müssen wir keinen grösseren
Wasserlauf queren. Mühsam suchen wir uns einen Weg durch den
Birkendschungel, eine Zeitlang darf ich sogar mal vorangehen. Ganz selten, dass
man mal eine menschliche Spur findet, manchmal gleicht der Elchwechsel
tatsächlich einem Pfad um sich dann plötzlich wieder in Sumpf und Wald zu
verlieren. Die Biester haben eben doch viel längere Beine! Immer wieder gluckst
und schmatzt es unter den Stiefeln, ein anstrengendes Gehen auf diesem Schlamm.
Im Sommer muss das hier ein wahres Mückenparadies sein, wir wissen schon, warum
wir diese Touren im Herbst nach den ersten Frösten machen! Die Birken sind
bizarr geformt, solche Holzstücke zuhause und man könnte ein Gruselkabinett
aufmachen. Nur selten haben wir mal die Möglichkeit, in das Tal hinaus zu
sehen. So sumpfen wir weiter vor uns hin. Gegen Mittag kommt die Sonne aus den
Wolken und wir an einem Flussufer aus dem Busch. Wieder beeindrucken uns
die herbstlichen Farben. Aber es war nur mal ein himmlischer Hinweis, dass es
solch Wetter auch geben könnte, plötzlich kommt wieder Sturm auf und aus der
Sarvesvagge zieht eine schwarze Regenfront das Tal hinab. Der Platz, auf
dem wir vor ein paar Jahren mit Siegfried und Günter biwakiert haben, liegt
zu sehr im Wind, also schnell was besseres suchen. Gar nicht so einfach! Aber
dann scheint doch eine Stelle geeignet zu sein, wir bauen das Zelt auf und
sichern die Häringe zusätzlich mit grossen Steinen. Gerade noch rechtzeitig
können wir uns verkriechen, dann peitscht der Sturm den Regen auf das Zelt.
Nachdem Ernst noch Wasser geholt hat, essen wir im Zelt. Pausenlos prasselt der
Regen den ganzen Nachmittag herab. Gegen 17.00 Uhr kurze Atempause, wir können
sehen, dass oben in den Bergen viel Neuschnee gefallen ist. Danach wird der
Sturm immer heftiger. Wir können in den Kronen der Birken die Böen kommen hören.
Dazu ändert sich die Windrichtung und wir bekommen den Sturm nun leicht schräg
von hinten auf die Seite des Zeltes. An Schlaf ist nicht zu denken. Ein paarmal
springt Ernst hinaus und kontrolliert die Verspannungen, ansonsten stützt er bei
jeder Böe das Gestänge auf der Windseite ab. Die Nacht will kein Ende nehmen und
der Sturm lässt auch nicht nach. Gegen morgen haben wir dann vor
Erschöpfung wohl doch etwas geschlafen.
04.09.
Wir sind zeitig wieder wach. Der Sturm braust immer noch um das Zelt. Wir
ziehen nur das Regenzeug über, packen im Zelt und bauen ab. Die Zeltplane können
wir nur gegen den Wind zusammenrollen. Eine der Perlon - Zeltleinen ist
gerissen. In nächster Nähe hat der Sturm einige Birken entwurzelt - nur weg
hier! Wir sind sehr zufrieden mit unserem doch schon ein paar Jahre alten
Hilleberg - Zelt. So brechen wir ohne Frühstück auf und dschungeln weiter
talabwärts. Gegen 8.00 Uhr dann an einer etwas geschützteren Stelle Pause
und im Stehen Frühstück mit heissem Kaffee und Müsli. Dann weiter. Der
Birken - und Weidendschungel nimmt kein Ende. Von dem Regen ist noch alles
sehr nass,. Die kleinen Seitenbäche führen viel Wasser. Hin und wider kommt
die Sonne mal heraus und lässt alles leuchten. Oft müssen wir auf den Hang
ausweichen, unten versperren uns Tümpel und Sümpfe den Weg. Unterwegs scheuchen
wir einen Adler auf, der sich wohl vor dem Sturm im Wald verkrochen hatte. Auch
zwei Schneehühner flüchten vor uns. Die beiden grösseren Zuflüsse haben so stark
verzweigte Einmündungen in den Rapaätno, dass wir die einzelnen Flussarme
ganz gut durchwaten können. Aber die Blockfelder im Delta halten uns doch
ganz schön auf. Dann drängeln und klettern wir weiter durch Weiden und Birken.
Die Elche mit ihren langen Beinen haben es da viel besser. Wieder kommen wir
unten am Rapaätno nicht weiter und müssen hoch auf den Hang ausweichen.
Dann wieder runter, ein Stück kommen wir am Flussufer weiter, dann geht es
wieder hoch. Endlich erreichen wir eine Stelle unterhalb des Katokvaratj,
die wir vor Jahren mal als „Riviera“ bezeichnet haben. Aber die bekannten
Zeltplätze liegen zu sehr im Sturm, wir müssen uns eine andere Stelle suchen.
Etwas gegen den Hang hin finden wir hinter einer mit Birken bestandenen
Bodenwelle Schutz vor dem Sturm und machen gegen 15.00 Uhr Mittagspause.
Ausnahmsweise gibt es einen halben Schnaps für jeden zur Aufmunterung. Dann
schlagen wir das Zelt auf und ruhen uns aus - gegen diesen Marsch durch die
Sumpfwälder ist ein Fittness - Studio das reinste Erholungsheim! Die Sonne
scheint auf das Zelt, es ist richtig gemütlich. Abends fängt es wieder an zu
regnen, der Sturm ist aber nicht mehr ganz so heftig. Trotzdem wird nichts aus
dem Spaziergang am Ufer des Flusses Rapaätno.
05.09.
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Sonntag - er macht seinem Namen alle Ehre! Der Himmel ist blank gefegt, wir
frühstücken in der Sonne und packen anschliessend in aller
Ruhe. Dann noch einen kleinen Spaziergang am Flussufer um zu filmen.
Dieser grosse Fluss ist über Nacht um etwa 20 cm gestiegen und
das Wasser schiesst brausend über die Stromschnellen. Ziemlich
direkt steigen wir durch Birkenwald über
Blockhalden hinauf unter die Felswände des Katokvaratj.
Unterhalb der Steilwände queren wir wieder hinunter in das obere
Tal des Alep Katokjakka. Dort machen wir Mittagspause. Ein
junger Mann kommt zu uns herunter, der erste Mensch seitdem wir uns
von Barbara und Günter getrennt haben. Es ist ein deutscher
Tierfotograf, hat nur wenig Gepäck mit und erzählt uns,
dass er insgesamt 55 kg Ausrüstung mitführe, aber
immer ein Basislager beziehe und von dort Tagestouren mit leichtem
Gepäck mache. Er ist auf dem Weg zum Aussichtspunkt auf dem
Katokvaratj. Wir steigen in südlicher Richtung hinauf an den
Rand der Katokpuolta, einer mit niedrigen Polarweiden
bestandenen Hochfläche. Von ihrem östlichen Rand haben wir
einen herrlichen Blick auf das Sumpfdelta des Rapaätno mit den
umgebenden Bergen bis hin zur Skierfe. Auf dem Weiterweg
zum Katokjakka stören wir in den Weidenflächen viele
Schneehühner auf. Der Himmel wird bedrohlich schwarz, um uns
herum regnet es und über dem Rapadal steht ein Regenbogen. Wir
gehen aber wie in einem Wunder immer in einem Sonnenfleck,
während es fast überall um uns herum regnet. Es ist
ein irres Licht. So kommen wir trocken bis zur Brücke über
den Katokjakka. Dieser Gletscherfluss führt diesmal sehr viel
Wasser und tobt durch die Klamm. Gut, dass es die Brücke gibt!
Sonst hätten wir hier keine Chance, hinüber zu kommen.
Auf der Suche nach einem windgeschützten Platz für das Zelt
passe ich nicht auf und lande bis über die Knie im Sumpf. Dabei
sah die intensiv grüne Moosdecke doch so hübsch aus. Ernst
war schon einen Schritt vorher stehen geblieben. Allein
kann ich mich
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nicht befreien und der schwere Rucksack drückt mich immer
tiefer hinein. Ernst hat alle Mühe, mich aus dem Schlamm heraus zu ziehen. Nur
gut, dass meine Gummistiefel so fest sitzen - ohne fremde Hilfe bekomme ich
sie normalerweise nicht von den Füssen - sonst hätte ich sie stecken lassen.
Natürlich sind sie nun voller Moorwasser, dabei habe ich heute morgen erst
frische Strümpfe angezogen! Ernst flucht natürlich entsprechend, aber ich
bleibe total ruhig, die Welt geht davon schliesslich nicht unter! Bald
darauf finden wir in der Nähe der Renvaktarstuga einen windgeschützten
Platz. Mit der Hilfe meines Mannes kann ich nun die Stiefel ausziehen und
ausgiessen. Die alten Socken kommen wieder zum Einsatz, die Hose muss am Körper
trocknen. Das Zelt wird aufgebaut und es wird noch ein schöner Abend. Ein paar
hundert Meter talaufwärts gehen zwar heftige Regenschauer nieder, aber hier bei
uns bleibt es trocken.
06.09.
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Ich werde um 6.00 Uhr wach. Ein unwirkliches Licht liegt auf dem Zelt; ich
wecke Ernst und wir beide kriechen aus dem Zelt, um nachzusehen. Durch eine
Lücke in den Wolken scheint die Sonne ganz flach und taucht einen schmalen
Streifen der Berge und des Tales in rotgoldenes Licht. Dazu steht noch ein
halber Regenbogen über dem Sattel. Das Bild ist unwirklich und nicht zu
beschreiben. Wir fotografieren und filmen. Auch die Bilder geben die Eindrücke
nur unvollkommen wieder. Bald verdecken die Wolken die Sonne wieder und wir
schlafen noch eine Weile. Ruhig wird aufgestanden, gefrühstückt und
gepackt. Es ist ruhiges und warmes Wetter, langsam setzt sich die
Sonne durch. Die warmen Pullover brauchen wir heute nicht. Geruhsam ziehen
wir über die riesigen Flächen der Partepuolta und der Ivarlako in Richtung
Süden, lassen allmählich das Hochgebirge hinter uns. Die Sonne meint es heute
wirklich gut mit uns, so fällt die Mittagspause endlich einmal so aus, wie
ich sie mir immer vorstelle. Über eine Stunde hocken wir ruhig in der Sonne,
haben die Gummistiefel und Socken ausgezogen und baden sogar die Füsse
in einem Bach. Tut mal richtig gut. Unterwegs haben wir viele Rentiere gesehen,
drei Kolkraben fliegen niedrig über uns hinweg. Ihre Rufe gehören zur
Landschaft und sind für uns der Inbegriff der Freiheit. Dann geht es
hinunter zum Kallakjaure. Östlich des Sees ist ein ausgedehntes Gelände mit
vielen Moränen, dazwischen viele kleinere und grössere Teiche. An einem von
ihnen finden wir hinter einem Hügel einen guten und geschützten Platz
für das Zelt. Es ist einfach zu schön, um weiter durch die Landschaft zu ziehen
und nur auf den Weg zu achten. Ausserdem können meine Gummistiefel ruhig mal
wieder richtig trocken werden. Unsere Stöcke haben nach all den Jahren doch
gelitten und Ernst verpasst ihnen Bandagen aus festem Klebeband. Auch die
Schlafsäcke werden ausgiebig gelüftet - Haushaltstag. Das Wasser in dem flachen
Teich ist relativ warm, was Ernst veranlasst, sich gründlich zu waschen. Wir
laufen in Sandalen herum, entdecken viele Flechten und Moose mit ihren
ausgefallenen Kleinformen, fotografieren und filmen. Nach dem Abendbrot wir es
unruhig. Einige Hubschrauber schwirren herum, versorgen die Jagdlager der
Samen mit Mannschaft und Material und suchen nach den Rentieren. Die Zeit
der Rentierscheidung ist da. Zur Schnapstime herrliche Abendstimmung über dem
grossen See. Die Nacht ist klar und wir können ein schwaches Nordlicht
sehen.
07.09.
Die Hubschrauber fliegen schon zeitig und die Piloten machen sich einen Spass
und wecken uns mit Sirenengeheul. Wir waren aber schon am Aufstehen. Es ist
sehr warm und bewölkt. Nach einigem Hin - und Her entschliessen wir uns, auf den
Kallakvare zu steigen. Leider ist es recht diesig, aber wir geniessen die
Tour doch. Der Aufstieg ist steil, aber mit leichtem Gepäck nicht allzu
anstrengend. Vor ein paar Jahren waren wir mit Günter schon einmal hier oben.
Wir sind etwa vierhundert Meter über unserem Zelt und bummeln zwei Stunden
auf dem grossen Gipfelplateau herum. Unter uns treiben die Hubschrauber die
Rentiere zusammen und in ein unterhalb des Unnar Jerta gelegenes Rengatter. Von
hier oben können wir alles sehr gut beobachten. Über den Tjaktjajaure ziehen von
Südosten dicke Wolkenbänke heran, doch noch bleiben sie unter uns an den
Flanken der Berge hängen. Schön, so über den Wolken. Doch dann steigen wir ab
und finden unser Zelt, „unser Haus am See“, auch auf Anhieb wieder. Erst mal
Mittag, die Sonne hat sich wieder durchgesetzt, Gummistiefel und Socken können
trocknen. Ein kleines Mittagsschläfchen ist auch drin heute. Später wasche ich
mich an unserem See, das Wasser ist angenehm warm. Danach einen Kaffee extra.
Gegen Abend wird es aber doch recht kühl und windig. Wir ziehen die dicken
Pullover an und bleiben trotzdem draussen. Wieder ein beeindruckender
Sonnenuntergang über dem Kallakjaure. Nachts ein herrliches Nordlicht, wir
bleiben lange draussen und schauen.
08.09.
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Heute bauen wir unser „Haus am See“ ab. Um uns herum sieht es am Morgen doch
sehr bedrohlich und finster aus. Der Himmel will uns auf den Kopf fallen, aber
noch regnet es nicht. Vorsichtshalber packen wir das Regenzeug griffbereit auf
die Rucksäcke. Dann ziehen wir los und kommen auch trotz der Umwege um die
Sumpfflächen gut voran. Gegen 11.00 Uhr machen wir am Titnokjakkatj Riegelpause.
Sturm kommt auf und peitscht den Regen vor sich her. Was hilft´s, Regenzeug an
und weiter. Es giesst wie aus Eimern. Auch der hier noch sehr spärliche
Birkenwald bietet kaum Schutz. Wir kommen gut bis zu unserem bekannten
Biwakplatz am Samevista. Aber hier pfeift der Sturm derart, daß wir das Zelt gar
nicht erst aufbauen könnten. Also weiter nach unten in den Birkenwald hinein. Am
ersten Bohlweg finden wir eine Lücke im hier recht dichten Birkenwald und
stellen unser Zelt hin. Einen Teil der Häringe kriegen wir nicht in den
steinigen Boden, aber mit ein paar grossen Felsbrocken können wir uns helfen und
das Zelt sichern. Es regnet und stürmt weiter, der Birkenwald schützt uns aber
vor dem Sturm und wir sitzen zufrieden im Zelt. Nun erst mal Mittagessen und
zusätzlich - für die Gesundheit - einen richtigen Schnaps. Dieses Sauwetter kann
man nur verschlafen. Am späten Nachmittag hört es dann endlich auf zu
regnen. Ernst hängt das nasse Regenzeug in die Birken und lässt es vom Sturm
trocknen. Der Sturm bläst noch, er hat den grössten Teil der Blätter von den
Birken gefegt, alles sieht irgendwie düster und traurig aus. Auf den Bergen
ist wieder Schnee gefallen. Wer wohl jetzt noch draussen ist? Ohne gute
Ausrüstung ist es in diesem Herbst sicher kein Vergnügen. Bei dem Sturm
kann auch kein Hubschrauber mehr fliegen. Gegen Abend krieche auch ich aus dem
warmen Schlafsack und laufe noch etwas herum. Man wird ja sonst ganz krumm
vom vielen Liegen. Trotz des Sturmes wird es jetzt richtig kalt.
09.09.
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Tja, kalt war es wohl die ganze Nacht. Unser Zelt ist auch von innen total
bereift. Gegen 8.30 Uhr kommt die Sonne heraus und unser Zelt wird zur
Tropfsteinhöhle - wir müssen wohl oder übel aufstehen. Na, gut so, so kann alles
in der Sonne noch trocknen. Nach dem Frühstück und Packen dann los. Es ist kalt
und klar, es geht sich gut. Die Teiche und Tümpel sind mit einer dünnen
Eisschicht überzogen. Beim Weg durch die Sümpfe immer wieder ein Blick zurück.
Mir fällt es in diesem Jahr nicht ganz so schwer, Abschied zu nehmen, waren
es doch traumhafte 14 Tage und das Wetter verwöhnt uns heute noch einmal
richtig. Am Ententeich am Nakajakka machen wir dann Schluss, es wird unsere
letzte Nacht im Busch. Die Vorräte sind aufgebraucht, wir haben nur noch das
Frühstück für morgen. Es ist herrlich ruhig hier und Ernst gönnt uns ein kleines
Abschiedsfeuerchen - wir sind ja nicht mehr im Nationalpark und eine
Feuerstelle ist schon vorhanden. Wir geniessen noch einmal diese Ruhe. Mit
der Dämmerung kommen leider wieder Wolken und es beginnt zu regnen, wäre ja auch
ein Wunder, wenn wir das Zelt mal trocken einpacken könnten.
10.09.
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Klar, dass wir das Zelt wieder nass einpacken! Flott geht es über den
Kungsleden hinunter zum Parkplatz in Kvikkjokk. Unser Auto finden wir
wieder wohlbehalten vor, Barbara, Günter und auch Holger haben
Nachrichten und ein paar herrliche Äpfel für uns hinterlassen. Wir
verstauen nur die Rucksäcke und fahren gleich zum Campingplatz nach Arrenjarka.
Alles zum Trocknen aufgehängt und die Buschklamotten verstaut. Dank Sonne
und Wind war alles nach zwei Stunden schon trocken, ging schnell diesmal.
Anschliessend gemütlich gegessen und getrunken - nichts war mehr rationiert! Bis
zur Sauna haben wir noch Zeit, also ab und Preiselbeeren sammeln. Die
Sonne hat die Früchte inzwischen richtig reifen lassen und bei der Fülle
hatten wir schnell ein paar Kilo zusammen. Zurück zum Wagen und in die Sauna -
nun sind wir nach den 14 Tagen Busch wieder „porentief“ rein. Auf dem Platz
herrscht hektisches Treiben, eine grosse kanadische Filmgesellschaft
macht Aufnahmen für einen Film über die Wanderung der Rentiere. Trotz der Eile
erklären die Leute uns aber freundlich ihr Vorhaben auf englisch. Die
Kameraleute schleppen auch keine grossen Kisten mehr herum, sie sind
begeistert von den kleinen digitalen Geräten und so kommt es zu einem
Erfahrungsaustausch zwischen Ernst und ihnen. Wir schauen ihnen noch eine
Weile zu und fallen dann aber mit Einbruch der Dunkelheit todmüde ins Bett.
11.09.
Traumhaftes Wetter, aber wir wollen doch so langsam in Richtung Heimat
weiter. Bei Moskosel verlassen wir den Inlandsväg und fahren auf
Nebenpisten nach Arjeplog, wollen noch mal ins Silbermuseum. Leider wieder alles
„stängt“ - geschlossen. Pech, also weiter. Auf Schotterstrassen geht es nun
langsam nach Sorsele und auf dem Inlandsväg bis kurz hinter Storuman. Dort
schieben wir uns auf einem Campingplatz an einem Bauernhof ein, für 75
Kronen sehr dürftig. Nur ein Plumpsklo, das war's denn auch schon. Abends noch
ein paar Preiselbeeren gesammelt. Hier sieht man uns nicht wieder!
12.09.
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Trotzdem gut geschlafen. Es ist leider recht trübe und windig, aber hier
wollen wir ja ohnehin nicht bleiben. Heut soll es über die Stekkenjokk -
Strasse gehen. Kurz vor Vilhelmina biegen wir auf den Sagaväg ein und fahren
dann zum Klimpfjäll. Die Fahrt geht durch riesige bunte Birkenwälder, die Sonne
ist herausgekommen und die Farben leuchten. Am Trappstegforsen -
Treppenstufenwasserfall - halten wir und machen Mittagspause. Immer wieder
tauchen jetzt Wolken auf. Dann wird es gleich empfindlich kühl. Oben
bei Stekkenjokk pfeift es ganz ordentlich und die Sicht ist begrenzt. Erst als
wir die Passhöhe hinter uns haben, kommt die Sonne wieder durch. Plötzlich
sehen wir neben der Strasse einen blauen Kajak auf einem Trabant-Kombi und
daneben eine vertraute Figur. Christian Hübsch! Wer fährt sonst mit solch einem
Vehikel hier herum. Auf die Bremse, zurückgesetzt und in die Einfahrt neben den
Trabant gefahren. Mit unserem neuen Auto erkennt uns Christian zunächst nicht,
aber dann ist das Staunen doch gross. Wir klönen, trinken zusammen Kaffee,
aber dann müssen wir weiter. Wir fahren noch ein Stück hinunter und biegen dann
zum Bjurälv ein. Hier lassen wir den Wagen stehen und marschieren hinter in das
Karstgebiet. Hier durchquert der Bjurälv silurischen Kalk und Einbrüche und
Dolinen säumen den gut ausgebauten Weg. Leider haben wir die Grösse
des Gebiets unterschätzt. Mit einem halben Tag kommen wir nicht aus; wir müssen
umkehren. An einer Schutzhütte unterhalten wir uns noch mit ein paar Schweden,
sie sind erstaunt zu erfahren, das wir wissen, worum es bei diesem Gebiet geht.
Nächstes Jahr wollen wir uns mehr Zeit nehmen und uns alles ansehen. Zurück
zum Auto, dann Weiterfahrt über Gäddede und Frostviken zum Hällingsafallet.
Unten an der Abfahrt ein Schild „Vorsicht! Elchjagd!“, aber es ist schon recht
spät und die Jäger werden bald nichts mehr sehen können. Trotzdem verzichten wir
auf einen Waldspaziergang und halten uns sicherheitshalber nur auf dem
Parkplatz auf.
13.09.
Um den Elchjägern aus dem Wege zu gehen, machen wir uns zeitig auf
den Weg. Erst ein kleines Stück Schotterstrasse, dann bis Sörvik
auf der 342, und wieder auf Nebenstrecken bis zum Inlandsväg bei
Lövsberga am grossen Stein. Hier ist jetzt überall Elchjagd
und die Schützen hocken entlang der Strassen. Auf dem
Inlandsväg weiter Richtung Östersund. Abzweigung in die
alte Strasse zum Meilenstein problemlos gefunden und dort
Mittagspause. Es ist traumhaftes Wetter, weiter bis Sveg, biegen dort
auf die Strasse nach Särna ab und fahren noch bis kurz hinter
Fulunäs. Dort schieben wir uns auf einem sandigen Platz etwas
abseits der Strasse ein. Wir erkunden kurz die Umgebung, es gibt
viele Preiselbeeren und ich sammele noch tüchtig.
Allerdings ist uns etwas unheimlich hier, man hat immer das Gefühl,
von vielen Augen beobachtet zu werden. Auch Ernst geht es so.
Schlafen aber gut.
14.09.
Ist doch recht kühl heute, so frühstücken wir im Auto, da ist es dank der
Heizung schön gemütlich. Auf unserer Fahrt entlang des Västerdalälv haben wir
zunächst sehr viel Nebel, die Strecke ist uns unbekannt und kurvenreich. In
Malung geraten wir in eine riesige Baustelle - Wegweiser sind nicht mehr
vorhanden. So fummeln wir uns mühsam hindurch. Es hilft nichts - einfach
quer durch die Baustelle ist die einzige Lösung - stört auch keinen. Endlich
haben wir die 45 gefunden und fahren weiter in Richtung Südwesten. Auf einem
landschaftlich recht hübschen Rastplatz halten wir unsere Mittagspause, leider
fehlen hier Toiletten und so sieht die Umgebung auch entsprechend aus. Schade!
Wir folgen der 45 weiter nach Süden entlang des Sees Övre Fryken bis kurz hinter
Sunne; fahren dann über die 238 und 61 nach Arvika. Eine recht bergige und
kurvenreiche Strecke. Noch 60 km und wir haben unser heutiges Ziel - Arjäng -
erreicht und schieben uns auf einen uns schon lange bekannten Campingplatz -
Summarvik - ein. Wir sind lange nicht mehr hier gewesen, der Platz ist
jetzt groß und vornehm und damit auch recht teuer geworden. Trotz des guten
Wetters gefällt es uns hier nicht mehr so recht, aber für heute wollen wir
doch Schluss machen mit der Fahrerei - war lang genug. Wir lassen den Tag ruhig
ausklingen.
15.09.
Natürlich heute morgen Regen. Wir stehen erst so gegen 9.00 Uhr auf, Ernst
schläft sich heute mal so richtig aus nach der Fahrerei. Mir
fällt es wie immer schwer, solange liegen zu bleiben. Unter
unserem „Sonnen“dach gefrühstückt und Ruhe
gehalten wie zwei uralte Rentner. Gegen Mittag, der Regen hat so
sachte aufgehört, mieten wir uns doch noch ein Kanu und paddeln
noch etwas hinaus. Ich werde natürlich wieder für
vollkommen unfähig erklärt, die Bootsfahrt hat mir aber
trotzdem Spass gemacht. Einträglich war der Ausflug aber
nicht - trotz mehrfachem Anlandgehen keine Preiselbeeren, nur drei
Pfifferlinge, von einem Steinpilz war leider nur noch der Stiel
gut und 2 schöne Birkenpilze gefunden. War nur eine kleine
Zutat zum Abendessen. Heute sehr müde ins Bett.
16.09.
Wir stehen recht spät auf und packen zusammen. Wir wollen doch noch in den
Glaskogen fahren und uns dort umsehen. Schon bei der Einfahrt in das grosse
Waldgebiet werden wir belohnt, zum ersten Mal sehen wir Birkwild. Ein Hahn und
eine Henne schlagen sich neben dem Fahrweg in die Büsche. In Lenungshammar
melden wir uns an und erwischen einen sehr schönen Platz auf einer Halbinsel am
See. Drei Stockenten kommen und fordern Tribut in Form von Knäckebrotkrümeln.
Eine ist so zutraulich, dass sie aus der Hand frisst. Über uns im Baum hämmert
ein Buntspecht, ansonsten ist es ruhig hier, Das gefällt uns schon besser!
Hier können wir herrlich herumstreunen - und nahrhaft ist es hier auch.
Preiselbeeren in Hülle und Fülle und auch hinreichend Pilze. So wird das
Abendbrot recht reichhaltig und wir gehen zufrieden schlafen.
17.09.
Ausgeschlafen, es ist weiter sehr warm, wir packen die dicken Schlafsäcke weg
und holen die Sommerschlafsäcke wieder vor. Ein Fuchs hat in der Nacht
unsere Mülltüte inspiziert, wir dürfen alles wieder einkramen. Auch der
Specht ist wieder da. Nach einem guten Frühstück machen wir uns auf den Weg. Die
Regenjacken werden vorsichtshalber mitgenommen. Wir finden leider nur einen
Steinpilz, aber ein paar gute Birkenpilze sind auch nicht zu verachten. Hier ist
alles dicht bewaldet, aber wir können doch einen hübschen Blick über den Övre
Gla (See) geniessen. Die Pfade sind gut angelegt, aber auch nichts für Ungeübte,
durch die Nässe sind die Steine glatt und schmierig. Haben viele Preiselbeeren
gesammelt und hatten gut zu schleppen. Angesichts des einetzenden Regens zurück
zu unserem Auto und einen geruhsamen Nachmittag verbracht. Wir sind nicht
mehr allein hier, zwei Wohnwagen haben sich in unserer Nähe eingeschoben. Aber
die Leute sind ruhig und so stören sie nicht. Zum Abendessen eine grosse
Pilzmahlzeit mit Nudeln. Bei dem Regenwetter wird es sehr früh dunkel hier im
Wald.
18.09.
Die ganze Nacht durch Regen und auch jetzt noch. Ernst holt Wasser aus dem
See und wir waschen uns unter dem Vordach. Das Seewasser ist erstaunlich warm.
Der Buntspecht ist auch wieder da und hämmert trotz des Regens munter vor
sich hin. Wir verbringen den Vormittag lesend und warten auf besseres
Wetter. Endlich, gegen 12.00 Uhr hört der Regen auf. Wir ziehen die Gummistiefel
an, nehmen das Regenzeug mit und machen uns auf den Weg. Es wird eine grosse
Runde und die Ausbeute an Preiselbeeren ist erheblich. Ausserdem finden wir
noch eine grosse Portion Pfifferlinge und mehrere Birkenpilze. Das
Abendbrot ist wieder gerettet. Abends dann noch ein kleines Feuerchen am
Lagerplatz.
19.09.
Wieder Regen! Der Specht ist aber prompt wieder da und auch die Enten holen
sich ihr Frühstück. Wir fahren weiter - hier ist es nur eine Frage der Zeit bis
uns Moos und Flechten auf der Haut wachsen - nass genug ist es jedenfalls. Gegen
10.00 Uhr können wir in Lenungshammar unseren Platz bezahlen und quer durch den
Glaskogen nach Längserud an die E 18 fahren. Kleine Strassen und schmale
Schotterwege im Regenwetter. Unterwegs steht ein Auerhahn mit einer Henne
am Weg. Während die Henne schnell im Wald verschwindet, produziert sich der Hahn
zu unserer Freude erst noch richtig. Scheibenwischerrally - es regnet pausenlos.
Bei Mariestad in strömendem Regen Mittagspause. Wir fahren noch bis zu
Tidaholmen´s Semesterbyen und übernachten dort. Alles ist voller tiefer Pfützen
und es regnet weiter was der Himmel hergibt. Wir geniessen die heissen Duschen;
der Regen trommelt uns in den Schlaf.
20.09.
Man staune – ohne Regen abgebaut und auch ohne Regen losgefahren. In Store
Mosse Pause gemacht, es ist immer noch trocken. Alles ruhig hier, nur eine
Rohrweihe kämpft mit dem Wind, mit dem Fernglas weit weg noch einen Kranich
gesichtet. An der E 4 - Rasten noch vollgetankt - in Molletofta gibt es ja
keinen Diesel mehr. Auf der Fähre leiste ich mir ein schmackhaftes Krabbenbrot.
Gegen 15.00 Uhr erreichen wir Dänemark - eine schlechte Zeit an einem Wochentag.
Auf der Autobahn geraten wir voll in die Rushhour. Um Kopenhagen herum wird ein
irrsinniges Tempo gefahren, Auto an Auto, dazu bei den vielen Ausfahrten ständig
Spurwechsel. Von einem Tempolimit scheinen die noch nichts gehört zu haben.
Entweder mitfahren oder untergehen. Ernst flucht und fährt, fährt was der Wagen
hergibt. Erst ca. 50 km südlich von Kopenhagen wird es wieder etwas ruhiger. Da
wir noch ein paar Tage Zeit haben und das Wetter ansprechend ist, biegen wir an
der Storströmbrücke nach Moen ab. Vor vielen Jahren sind wir schon einmal hier
gewesen, aber nur nach der Erinnerung, die keine mehr ist, machen wir
erstmal eine Inselrundfahrt und finden erst durch die Hilfe eines
freundlichen Dänen über Steege zum Campingplatz bei Moens Klint. Auf dem
Platz hat sich vieles verändert, neue Waschhäuser sind entstanden und eine
schöne Küche mit Aufenthaltsraum ist hinzu gekommen. Es ist immer noch stürmisch
und unser Vordach schlägt heftig in den Böen.
21.09.
In der Nacht lässt der Sturm nach, das Auto wackelt nicht mehr. Am Morgen
weckt uns ein nur zu gut bekanntes Geräusch - es regnet mal wieder. Na gut,
dann gehen wir erstmal in aller Ruhe duschen - herrlich! Anschliessend in
Ruhe gefrühstückt. Bei nachlassendem Regen gehen wir los an die Steilküste. Der
Regen hört auf, wir steigen die 436 Stufen an der Küste durch herrlichen
Buchenwald ans Meer hinunter. Die Brandung ist noch beeindruckend. Wir
gehen in südlicher Richtung an der Ostsee entlang bis ans Ende der Steilküste
zum Leuchtturm und dann oben, fast immer direkt an der Oberkante der Klippen,
zurück. Es ist richtig schön geworden und die Ausblicke über die weissen
Kreidefelsen hinaus auf`s Meer sind phantastisch. Am Ufer ist das Wasser milchig
weiss, dann grün und draussen dunkelblau. Auf einer Kreideklippe können wir
einen Baumfalken beim Hinunterschlingen seiner Beute beobachten. Durch das
Fernglas können wir die Zeichnung des Gefieders ganz genau erkennen. Selten,
dass man auf einen Falken herabblicken kann. Gegen 15.00 Uhr sind wir nach
fünfeinhalbstündiger Wanderung wieder am Auto. Kaffe und „Tortekuchen“ -
schwedisches Fladenbrot mit Quark und Apfelsinenmarmelade - schmecken wunderbar.
Anschliessend noch ein kleiner Verdauungsspaziergang durch den riesigen Park
eines alten Herrenhauses mit schönen alten Bäumen. Wieder zurück ein fürstliches
Abendbrot - vermutlich durch´s Herrenhaus inspiriert - Spaghetti, 2
Scheiben Schweinebraten und eine leckere Sosse. Noch ein Rundgang über den
Platz, den phantastischen Abendhimmel bewundert und endlich Feierabend mit dem
obligatorischen Schnaps.
22.09.
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Bilderbuchwetter - sonnig und warm. Nach dem Frühstück wieder los,
wieder die 436 Stufen hinunter ans Meer und entlang der Kreideklippen Richtung
Norden spaziert. Lassen uns Zeit, geniessen den Tag, suchen im Flintgeröll
nach Versteinerungen. Wir finden in den Kreideklippen auch die uns in
Erinnerung gebliebenen Schwalbennester wieder. An einer sandigen Stelle am Ufer
erlauben wir uns ein angenehmes Fussbad. An Verpflegung haben wir
heute für jeden nur einen Apfel und zwei Stückchen Schokolade mit. Ziemlich
am Ende der hohen Klippen durch die Steilküste und die Parkanlagen zum
Schlösschen Liselund aufgestiegen - hier im Windschatten ist es fast zu warm!
Dann wieder durch z.T. versumpfte Buchenwälder zurück zur Steilküste und immer
im Wald an der Abbruchkante der Klippen entlang. Wir machen oft Pause und
schauen über die Ostsee. Hier zeigen die Wälder allenfalls einen ersten
Ansatz vom Herbst, wenn wir da zurückdenken an die Farbenpracht im
Norden! Dort dürfte jetzt schon alles kahl sein - vielleicht liegt schon
Schnee. Heute sind wir nach sechseinhalb Stunden wieder zurück - habe ich mir am
letzten Tag doch noch eine Blase gelaufen! Nach dem Fastentag zum Abendbrot
tüchtig Bratkartoffeln mit Speck und Spiegeleiern, dazu Salat aus roten Bohnen.
Nahrhaft, nahrhaft - das Defizit des Tages wird mehr als ausgeglichen. Es war
herrlich, ich falle todmüde ins Bett.
23.09.
Um 9.00 Uhr starten wir zur Fähre. Die Strassen sind leer und es geht alles
sehr schnell - gegen 12.00 Uhr sind wir schon in Klausdorf. Wir sammeln noch
tüchtig Schlehen, werden dabei natürlich vom Regen überrascht und faulenzen den
Rest des Tages. Abends zum Essen und Biertrinken in´s Restaurant auf dem
Campingplatz.
24.09.
Heute geht es zu einer Tagung der Höhlenforscher nach Bad Segeberg.
Nach einigen Rundfahrten finden wir den Campingplatz. Wir sind
die ersten, aber bald darauf kommen die Freunde auch an. Wir fühlen
uns, als seien wir in eine grosse Familie zurück gekehrt. Der
Urlaub ist zu Ende - schade, es war super.