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Hallo liebe Leute,
Nach dem heutigen Tag bin ich zu der Überzeugung gekommen, das die Unendlichkeit und Einsamkeit
wohl in Finland erfunden worden sein muß. Insbesondere die der Straßen und die der Landschaft
im Bereich des Inari-Sees. Gleichmäßig brummt mein guter Diesel mit 2200 U/Min. und 90 km/h im
5. Gang vor sich hin. Das sonorige Brummen wird überlagert vom hellen Singen der grobstolligen Reifen
auf dem harten Asphalt. Den Takt dazu schlagen die Querrillen im Asphalt in schön gleichmäßigen
Abständen: Rumm, Bumm... Links und Rechts bis zum Horizont: Wald und Fjäll, Fjäll und Wald,
Wald und Fjäll.... Rumm, Bumm... Vorn und Hinten bis zum Horizont: Straße... Rumm, Bumm...
Noch 170 km bis Inari... Rumm, Bumm... Ab und zu bringen einige Rentiere, die sich auf der Straße wohl
viel wohler fühlen als in der Natur links und rechts etwas "Abwechslung". Zumal dieses grundsätzlich
nach einer Kuppe geschieht; woanders wärs ja auch langweilig; da könnte man sie ja rechtzeitig sehen...
Noch 150 km bis Inari... Rumm, Bumm... Links Wald, Rechts Fjäll, Vorne und hinten Straße...
Rumm, Bumm... Noch 120 km bis Inari... Und da geschieht ein Wunder: Eine Kurve, eine richtige echte Kurve..!
Eine ganz leichte zwar nur, aber: Immerhin eine Kurve... Endlich darf man wieder am Lenkrad drehen.
Also: Schnell alle Knoten der Verzurrung gelöst, das Lenkrad fest in beide Hände, und dann:
Gaaannz weich einlenken... Bewegt sich die Lenkung noch..? Oooohhh, jaaa..! Ein Genuß..! So, das wars,
weiter gehts, noch 80 km bis Inari... Rumm, Bumm... Links Fjäll, rechts Wald... Rumm, Bumm...
Noch 40 km bis Inari... Rabomm.. Buummmsss.. Klingel.. Klapper, Klöter.... Oohh, die Bodenwelle
hatte nun schon das Format einer deutschen "Stolperschwelle" an Fußgängerüberwegen vor
Kindergärten... Und nach einigen weiteren Bodenwellen hat sich nahezu meine gesamte Küchenausrüstung
aus dem Hängeschrank entleert, und gleichmämißig auf dem Fußboden eingerüttelt.
So kann wenigstens nix mehr runterfallen... Noch 10 km bis Inari... Rumm, Bumm...
Und dann ist es endlich so weit: Mitten im Walde ein Ortschild, INARI. Und tatsächlich: Häuser und
Menschen, richtige lebendige Menschen... Und Autos gibts hier auch. Jetzt weiß ich endlich das sie
die Straße hierhin nicht nur für Rentiere gebaut haben. Doch schon bald ist alles wieder vorbei.
Links und Rechts Wald und Fjäll, vorne und hinten Straße... Rumm, Bumm... Die norwegische
Grenze wird überfahren... Der Wald wird etwas weniger, die Felsen und Steine etwas mehr... Rumm, Bumm...
Und dann ist sie endlich erreicht: die Barentssee, oder Behringsee, oder auch Eismeer genannt. Hier in Kirkenes
direkt an der russischen Grenze, nur knapp 100 km vom bekannten russischen Hafen Murmansk entfernt beginnt
die Eismeerstraße. Diese berühmte, zum großen Teil in den harten Fels gesprengte Straße
muß jeder Nordlandfahrer mindestens einmal bis zum Nordkap, der nördlichsten Festlandspitze Europas
gefahren sein. Doch dazu später mehr, jetzt muß ich mich erst mal ums Futter kümmern..
Die Unendlichkeit Finlands